Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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16.02.2004

Heftige Kritik an Forschern und Regierung: Reaktionen aus Politik und Gesellschaft

Berlin (ALfA). Politiker von CDU/CSU und Buendnis 90/Die Gruenen sowie die Lebensrechtsgruppen reagierten mit Bestuerzung und Besorgnis auf die Nachricht vom Experiment des koreanischen Forscherteams. In zahlreichen Wortmeldungen wurde auch erneut Kritik an der Bundesregierung laut, die sich entgegen dem Beschluss des Deutschen Bundestages bei den Verhandlungen fuer internationales Klonverbot nicht fuer ein totales Klonverbot eingesetzt hatte.

So erklaerte die Bundesvorsitzende der "Aktion Lebensrecht fuer Alle" (ALfA), Claudia Kaminski die Forschungsergebnisse seien "ein ungeheurer moralischer GAU". "Die Zuechtung von Menschen als Rohstofflieferanten ist in der Geschichte der Menschheit ein bislang einmaliger Vorgang, mit dem der Gipfel der Inhumanitaet erklommen wurde." Menschen zu klonen, um sie anschliessend zu toeten, weil man ihre Stammzellen wolle, lasse sich durch nichts rechtfertigen. Die Forschungsergebnisse zeigten einmal mehr, "wie falsch es von der Bundesregierung war, sich entgegen dem eindeutigen Beschluss des Deutschen Bundestags auf internationaler Ebene nicht fuer ein umfassendes Klonverbot einzusetzen", so Kaminski. Die ALfA fordere die Bundesregierung daher auf, "diesen Fehler umgehend zu korrigieren und fuer die weltweite Aechtung jeglichen Klonens von Menschen einzutreten".

Aehnlich aeusserte sich auch die Bundesvorsitzende der "Christdemokraten fuer das Leben" (CDL), Mechthild Loehr. Nur wer davon ausgehe, dass ein Mensch erst spaeter, z.B. nach der Nidation wirklich menschlich wuerde, koenne den jetzt sichtbaren Weg zur verbrauchenden Embryonenforschung mit ungebremstem und blindem Fortschrittsoptimismus begruessen. In seiner Dimension sei dieser technische Durchbruch "wohl nur mit der Bedeutung der Verschmelzung von Atomkernen vergleichbar", sagte Loehr. Sollte sich die jetzt entwickelte Technik als ausbaufaehig erweisen, haetten kuenftig nicht nur Kranke, sondern auch jeder gesunde Mensch die theoretische und faktische Moeglichkeit, sich klonen zu lassen. "Da in vielen Laendern die Biotechnologie faktisch ausschliesslich marktwirtschaftlichen und keinerlei ethischen oder rechtlichen Grenzen unterliegt, waere es geradezu naiv und fahrlaessig, anzunehmen, dass sich die Forscher ausschliesslich auf das gegenueber dem reproduktiven Klonen technisch identische Verfahren des sogenannten therapeutischen Klonens freiwillig beschraenken werden. Den Gesetzen des Marktes folgend werden Forscher das produzieren, was sie koennen und wofuer sie bezahlt werden."

Dorothea Dehn, Vorsitzende der Lebensrechtsorganisation KALEB erklaerte, die "Zuechtung von Menschen zur Schaffung von Organ-Ersatzteillagern ist verwerflich und durch nichts zu rechtfertigen." Frauen wuerden durch solche Experimente zu Eizell- und damit zu Rohstofflieferanten degradiert.

Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Maria Boehmer (CDU) sagte: "Embryonen duerfen nicht zum Zwecke der Forschung hergestellt und getoetet werden. Bereits seit 1991 ist in Deutschland Klonen verboten und steht unter Strafe. Dies kommt auch im Bundestagsbeschluss zu einem internationalen Klonverbot zum Ausdruck, in dem eine weltweite Aechtung des Klonens gefordert wird." Dieser Beschluss sei kein "Schoenwetterbeschluss". Er behalte "trotz oder gerade wegen" der juengsten Forschungsergebnisse "seine Gueltigkeit". Boehmer kritisierte, "durch das Blockadeverhalten der Bundesregierung wurde eine internationale Resolution verhindert, die sowohl das sogenannte therapeutische als auch das reproduktive Klonen geaechtet haette."

Der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagfraktion von Buendnis 90/Die Gruenen, Reinhard Loske, kritisierte, das Experiment zeige, "dass diese Technologie Frauen zu Rohstofflagern fuer die Forschung macht". Sollte das Klonen jemals aus dem Forschungs- in das Therapiestadium gelangen, waeren Millionen von Eizellen erforderlich. Das Versprechen der Klonbefuerworter, das "Eizellproblem" in Zukunft durch die Produktion kuenstlicher Eizellen zu loesen, sei truegerisch.

Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese erklaerte in Bruessel: "Wenn dieses Experiment in vielen Labors auf der ganzen Welt wiederholt wird, wird es Hunderttausende von geklonten Embryos geben. Da das Einpflanzen in die Gebaermutter eine einfache Prozedur ist, werden sich viele Scharlatane finden, die damit geklonte Babys zur Welt bringen. Die Heilung von Patienten ist dagegen sehr unwahrscheinlich." Er sei davon ueberzeugt, "dass das geklonte Baby sehr viel frueher zur Welt kommt, als der erste Patient durch das sogenannte therapeutische Klonen geheilt wird", so Liese.

Dagegen forderte die Vorsitzende des Forschungsausschusses des Deutschen Bundestags, Ulrike Flach (FDP), in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Ausgabe vom 13.02.2004): "Wenn sich das therapeutische Klonen als machbar erweist, sollten wir es in Deutschland erlauben".

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