Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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06.06.2005

Enquete-Anhoerung bestaetigt: Besorgnis erregender „Wildwuchs“ bei Praenataldiagnostik

Berlin (AlfA) Eine Sachverstaendigen-Anhoerung der Enquete-Kommission "Ethik und Recht der modernen Medizin" im Deutschen Bundestag am 30. Mai hat gezeigt, dass im Bereich der Praenataldiagnostik gravierende Fehlentwicklungen eingetreten sind. Dies berichtete der CDU-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Enquete-Kommission Hubert Hueppe in einer Pressemitteilung vom selben Tag, sowie „Die Tagespost“ in der Online-Ausgabe vom 2 Juni.

An erster Stelle stuenden laut Hueppe Beratungsmaengel. So wuerden Schwangere offensichtlich vor Beginn der Praenataldiagnostik viel zu wenig ueber Zweck, Tragweite, Aussagefaehigkeit und moegliche Konsequenzen beraten. Daten einer bei der Anhoerung vorgestellten wissenschaftlichen Studie wuerden belegen, dass der Anteil von vor und nach Praenataldiagnostik humangenetisch beratenen Frauen weniger als 20 Prozent betrage. Neben einer generellen quantitativen Ausweitung sei besonders beunruhigend, dass mittlerweile zwei Drittel aller ueber 35-jaehrigen Schwangeren invasive Praenataldiagnostik in Anspruch nehme. Mehrere Sachverstaendige haetten betont, dass hier die Beratung vor Eintritt in die Diagnostik fehle. Zudem scheine die invasive Praenataldiagnostik ein deutlich hoeheres Risiko fuer das Leben des ungeborenen Kindes zu bergen, als meist angenommen werde, wobei dieses Risiko moeglicherweise hoeher liege, als das Risiko einer Behinderung oder Erkrankung des Ungeborenen.

Beim stark angewachsenen Fruehscreening muesse ein sehr unterschiedliches Qualitaetsmanagement Besorgnis erregen. „Der Wildwuchs, vor allem bei den von den Frauen als "IGeL" selbst bezahlten Tests, muss unterbunden werden. Schwangere, das geht auch aus der Anhoerung hervor, unterliegen einem starken sozialen Druck zur Durchfuehrung einer Vielzahl von Tests. Dies hat auch zu Folge, dass Menschen mit Behinderungen, wie es ein Sachverstaendiger ausdrueckte, "durch den Fortschritt der PND der Boden der Existenzberechtigung entzogen" wird“, kritisierte Hueppe.

Mit den gegenwaertig auf den Markt kommenden DNA-Chips, die mehrere tausend genetische Veraenderungen schnell und gleichzeitig testen koennen, werde eine qualifizierte Beratung ueber die Bedeutung aller moeglichen Befunde schliesslich unmoeglich. Hier beduerfe es einer gesetzlichen Begrenzung der Anwendung solcher Tests auf klare diagnostische Fragestellungen, ebenso muesse das Screening mit DNA-Chips verboten werden. Auffaellige Befunde fuehrten zu Abtreibungen sogar noch zu einem Zeitpunkt, zu dem das Kind ausserhalb des Mutterleibes lebensfaehig ist. Der Forderung von Sachverstaendigen, diesen unhaltbaren Zustand zu beenden, muesse durch Schliessen der entsprechenden Gesetzesluecke nachgekommen werden.

Dabei stellte laut „Tagespost“ zwar keiner der zwoelf geladenen Experten die Vorteile der in Deutschland zugelassenen Praenataldiagnostik (PND) komplett in Frage. Doch haetten immerhin vier offen von "Selektion" gesprochen. Unter anderem aeusserten dies Dorothea Kuehn, die Vorsitzende des Bundes freier Hebammen, sowie Annegret Braun, Leiterin einer Stuttgarter Beratungsstelle der Diakonie zu PND und Aufklaerung, die einen verbreiteten "selektiven Charakter" der PND konstatierte. Sie warf dem Bericht zufolge Medizinern einen "Wettlauf" darum vor, "das Risiko moeglichst hoch zu treiben". Aus dem Wunsch nach Beratung werde dadurch "ein medizinisch kontrolliertes Geschaeft mit der Angst", insbesondere vor dem Hintergrund, dass mehr als achtzig Prozent aller Schwangerschaften in Deutschland als risikobehaftet gelten.

Die Anhoerung habe dringenden Handlungsbedarf aufgezeigt so Hueppe. Es werde eine der vordringlichen Aufgaben des neuen Bundestages sein, Abhilfe zu schaffen. Dazu gehoere auch ein Gendiagnostikgesetz, das einige der in der Anhoerung benannten Probleme der Praenataldiagnostik aufgreift.

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