Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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23.04.2005

Papst Benedikt XVI: Verfechter fuer das Lebensrecht in allen Phasen des Lebens

Rom (ALfA) Seit 19. April ist es bekannt: Kardinal Joseph Ratzinger aus Bayern wurde zum Kirchenoberhaupt fuer 1,1 Milliarden Katholiken ernannt. Damit hat auch die Lebensrechtsbewegung einen Mann an ihre Seite bekommen, der sich wie kaum ein anderer fuer den Schutz und die Wuerde des Menschen in allen Phasen des Lebens einsetzt.

In einer Presseaussendung vom 20. April 2005 erklaerte dazu die Vorsitzende des Bundesverband Lebensrecht BVL, Dr. med. Claudia Kaminski, in Koeln: "Der Bundesverband Lebensrecht (BVL) hat die Nachricht von der Wahl Joseph Kardinal Ratzingers zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche mit grosser Freude und voller Dankbarkeit aufgenommen. Die Wahl von Papst Benedikt XVI. ist ein Geschenk des Himmels. Und es ist sicher kein Zufall, dass dem neuen Heiligen Vater wie schon seinem grossartigen Vorgaenger auf dem Stuhl Petri, Papst Johannes Paul II., der Schutz des Lebens ein besonderes Anliegen ist."

Nachfolgend haben wir einige Infos zu Papst Benedikt XVI zusammengestellt, aus denen die Haltung von Joseph Ratzinger zu bioethischen Fragen deutlich wird. Diese Zusammenstellung ist nur fragmentarisch und erhebt keinen Anspruch auf Vollstaendigkeit.

Zum Thema Abtreibung und Lebensrecht

Im Streit um die Schwangeren-Konfliktberatung galt Ratzinger als treibende Kraft. Ratzinger vergleicht Abtreibung mit Mord, die Kirche duerfe daran nicht mitwirken. Bei dem jetzigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz , Karl Lehmann und die meisten seiner deutschen Bischofskollegen stiess er damit auf heftigen Widerstand. Am Ende verfuegte der Papst mit einem Machtwort 1999 den Ausstieg der katholischen Caritas aus dem staatlichen Beratungssystem. (Quelle: Focus Online 21.04.05)

Zur Frage der Abtreibung und zum Lebensrecht gab es in der „WELT am Sonntag“ am 4. April 1999 ein interessantes Interview, aus dem wird nachfolgend zitieren. Darin antwortete Joseph Ratzinger woertlich auf die Frage, ob sich „der hohe Druck, der auf die katholische Kirche ausgeuebt werde, bei der Scheinausstellung in der Schwangerschaftsabbruch-Beratung weiter mitzumachen, bzw. dieses Draengen der weltlichen Gesellschaft auf „Teufelkommraus“ jetzt auch noch den Vatikan dazu zu kriegen, nicht doch auch mit einem unausgesprochenen schlechten Gewissen angesichts der Unmoeglichkeit und Unhaltbarkeit der Situation“ erklaere: „…Ich moechte hinzufuegen, dass auch die deutsche juristische Situation in weiterer Entwicklung begriffen ist. Die beiden juengsten Urteile des Bundesverfassungsgerichts ueber die Notwendigkeit einer flaechendeckenden Versorgung mit Abtreibungsmoeglichkeiten und der Erlaubnis fuer den Arzt, ganz von Abtreibung zu leben, haben ja die Gewichte verschoben, auch die des Gesetzes, auf die sich die Urteile beziehen. Eigentlich sieht das Gesetz im Wortlaut die Abtreibung als ein Unrecht an, das allerdings aufgrund bestimmter Umstaende von Strafe freigestellt wird. Mit dieser Rechtsentwicklung, die wir in den weiteren Urteilen erleben, bewegt sich die Sache immer mehr darauf, dass Abtreibung nicht mehr als ein straffreies Unrecht, sondern als eine Art Recht erscheint, und dahin tendieren ja auch bedeutende Kraefte unserer Gesellschaft. Und das scheint mir nun tatsaechlich ein Punkt zu sein, wo eigentlich alle, die um den Staat und um unser Land und Volk besorgt sind, wieder neu nachdenken muessten, weil das Grundverhaeltnis zum Menschen und zum Menschenrecht auf Leben verschoben wird. Ich habe neulich einen Brief von einer sehr kompetenten und erfahrenen Frau, die Leiterin einer Beratungsstelle ist, erhalten, die sagt, dass in Wirklichkeit jede Frau gegen die Abtreibung sei: Wenn sie wirklich ganz vor sich selbst tritt, wenn sie aus den Zwaengen von Medienurteilen, aus den Zwaengen von Umwelt und so weite stes Sein, dass sie sich als Mutter verneint. Ich glaube, dass wir uns alle und auch die Frauen gegen jene Form der ideologischen Gehirnwaesche verteidigen muessen, die eigentlich ein gewisses Urwissen des Menschen zerstoeren kann.

Ich darf vielleicht noch von einer zweiten Begebenheit berichten: Kuerzlich begegnete ich einem Senator eines europaeischen Nachbarlandes, der mir sagte: Als naechstes, nachdem die Abtreibung unter Dach und Fach ist, wird man die Euthanasie in Angriff nehmen und versuchen, dort denselben Status zu erreichen. Aber, sagte er, das wird nicht so leicht gehen, denn es gibt zu viele alte Leute. Die alten Leute haben Angst, in den Himmel eingeliefert zu werden, wenn sie ins Krankenhaus kommen und werden sich dagegen wehren. Sie sind eine bedeutende Waehlerschicht, die man nicht so leicht uebergehen wird. Die ungeborenen Kinder hingegen sind keine Waehlerschicht, und deswegen sind sie so unverteidigt. Das muesste uns auch irgendwie wachrufen.“

Des weiteren wurde in dem „Welt am Sonntag“-Interview auch die Frage angesprochen, ob es im Interesse der katholischen Kirche laege, „wenn in der Auseinandersetzung ueber den Beratungsschein solche Termini wie „Toetungslizenz“ gebraucht werden“ oder wenn sein „Kardinalskollege Meisner mit dem Blick auf die Abtreibungspille RU 486 den Vergleich zu Zyklon B, ein Gift, mit dem Millionen juedischer Mitbuerger deutscher oder anderer Nationen umgebracht worden sind“ ziehe, und ob dadurch nicht die Diskussion emotional stark belastet und erschwert werde.

Hierzu erlaeuterte Ratzinger: „Ich moechte mich eigentlich zu der Frage, zu der ich schon zuviel gesagt habe, jetzt nicht mehr aeussern. Es gibt von beiden Seiten Etikettierungen, die die Streitkultur stoeren. Aber was den Kardinal Meisner angeht, so glaube ich, muss man zweierlei Aspekte unterscheiden: Dass ein scheinbares Medikament ein Mittel der Toetung ist, bei der man moeglichst gar nicht merkt, dass man jemanden toetet, das ist eine wirkliche Perversion der Medizin. Denn Medikamente haben den Zweck, zu heilen. Wenn man nun Medikamente erfindet, die toeten koennen, dann ist genau das eingetreten, was ich am Anfang gesagt habe, dass naemlich das technische Koennen das Moralische weit ueberfluegelt und entstellt – gar pervertiert. Dagegen die Stimme zu erheben, ist meiner Meinung nach dringend noetig.“ Medizin, die sich in ihr Gegenteil verkehrt, werde zu einer Teufelskunst so Ratzinger. Der Blick auf unsere Vergangenheit, von der wir ja wuessten, was geschehen ist, sei da durchaus foerderlich.

Davon unterscheiden muesse man die falsche Schlussfolgerung, dass Frauen, die das Medikament einnehmen, mit SS-Leuten gleichgesetzt wuerden. Dies stecke bei Licht besehen ueberhaupt nicht in der Aussage von Kardinal Meisner. Es gebe laut Ratzinger die zwei Dinge: „einerseits den ungeheuerlichen Missbrauch der Medizin und unseres Koennens aufs Aeusserste anzuprangern und zu zeigen, dass dies zu dem Phaenomen technisch gekonnter und beschoenigter Morde zaehlt. Etwas voellig anderes ist die Frage nach Personen und ihrer Verantwortung. Im einen Fall – bei den Konzentrationslagern – haben wir Leute, die sich selbst mit Bewusstsein einem solchen Mechanismus ausgeliefert haben. Das gilt fuer die angesprochenen Frauen ueberhaupt nicht. Die bedraengende Frage, der wir nicht ausweichen duerfen, lautet: Wo stehen eigentlich jene Gehirne, die faktisch doch wieder das tun, was damals getan wurde.“

Erwaehnenswert ist in diesem Zusammenhang noch, eine Meldung der FAZ vom 20. April, wonach konsequenterweise der neue Papst Benedikt XVI mitten im amerikanischen Wahlkampf des vergangenen Jahres die dortigen katholischen Bischoefe aufgefordert habe, dem demokratischen Praesidentschaftskandidaten John Kerry die heilige Kommunion zu verweigern, da der Katholik Kerry das Recht der Frauen auf eine Abtreibung unterstuetze. Auch wenn Kerry nicht namentlich erwaehnt wurde habe Ratzinger aber unmissverstaendlich betont, dass solchen Politikern die Kommunion zu verweigern sei, die sich kontinuierlich fuer das Recht auf Abtreibung einsetzten, so die FAZ. Im Ergebnis haetten die 275 katholischen Bischoefe Nordamerikas damals in einer Versammlung ueber Ratzingers Memorandum beraten, aber sich nicht auf eine gemeinsame Linie einigen koennen. Deshalb haetten sie letztendlich entschieden, dass jeder Priester selbst entscheiden muesse, ob er einem Politiker die Kommunion vorenthalte oder nicht.

Zum Thema Gentechnik, Embryonenschutz und Klonen

Ratzinger kritisierte genetische Manipulationen oder das Klonen menschlicher Embryos als Angriff auf die Menschenwuerde. Auch angebliche "gute Zwecke" koennten nicht rechtfertigen, "was nicht zu rechtfertigen ist". Nachzulesen ist dies in einer in diesem Monat veroeffentlichten Aufsatz-Sammlung "Werte in Zeiten des Umbruchs". Darin schreibt der neue Papst:

„Drei wesentliche Dinge duerfen in einem kuenftigen Europa und seiner Verfassung nicht fehlen. Das erste ist die Unbedingtheit, mit der Menschenwuerde und Menschenrechte als Werte erscheinen muessen, die jeder staatlichen Rechtssetzung vorangehen. (...) Diese allem politischen Handeln und Entscheiden vorangehende Gueltigkeit der Menschenwuerde verweist letztlich auf den Schoepfer: Nur er kann Rechte setzen, die im Wesen des Menschen gruenden und fuer niemanden zur Disposition stehen. (...)“

"Nun wird heute kaum jemand direkt die Vorgaengigkeit der Menschenwuerde und der grundlegenden Menschenrechte vor allen politischen Entscheiden verleugnen; zu kurz liegen noch die Schrecknisse des Nazismus und seiner Rassenlehre zurueck. Aber im konkreten Bereich des so genannten medizinischen Fortschritts gibt es sehr reale Bedrohungen: Ob wir an das Klonen, an die Vorratshaltung menschlicher Foeten zum Zweck der Forschung und der Organspende, an den ganzen Bereich der genetischen Manipulation denken - die stille Auszehrung der Menschenwuerde, die hier droht, kann niemand uebersehen. Immer wieder werden "gute Zwecke" vorgebracht, um das zu rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen ist. Dazu kommen in wachsendem Mass der Menschenhandel, neue Formen der Sklaverei, das Geschaeft mit menschlichen Organen zum Zweck der Transplantation.“

Diese Statements von Kardinal Joseph Ratzinger bzw. jetzt Papst Benedikt XVI. duerften deutlich machen, dass mit seiner Wahl die weltweite Lebensrechtsbewegung weiterhin mit Unterstuetzung und Eindeutigkeit seitens des obersten Repraesentanten der katholischen Kirche rechnen darf.

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