Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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03.04.2005

Vater eines Wachkomakindes kritisiert Fall Schiavo

Klaus Rösler: Das ist „staatlich sanktionierte Barbarei“

W e t z l a r (idea) – Scharfe Kritik am Umgang mit der US-amerikanischen Wachkoma-Patientin Terri Schiavo hat ein deutscher Vater eines Wachkoma-Kindes geübt. Die 41jährige Frau verhungern und verdursten zu lassen, sei „staatlich sanktionierte Barbarei, ein Mord in Zeitlupe“, sagte Klaus Rösler (Aßlar bei Wetzlar). Der 47jährige Baptist arbeitet unter anderem als Redakteur für die Evangelische Nachrichtenagentur idea. Seine inzwischen elfjährige Tochter Marie erlitt im September 1998 eine Hirnblutung. Seither befindet sie sich im Wachkoma, muß künstlich ernährt und nachts auch beatmet werden. Trotzdem könne kein Gedanke daran sein, Marie verhungern oder verdursten zu lassen, erklärte Rösler. Sie befinde sich in einem „anderen Zustand des Lebens und nicht des Todes“, betonte der Journalist gegenüber idea. Hinzu komme: Wenn überhaupt irgend jemand außer Gott eine Entscheidung über Leben und Tod zu fällen habe, dann seien es nicht staatliche Behörden oder Gerichte, sondern die Eltern. Terri Schiavo war vor 15 Jahren nach einer Herzerkrankung ins Wachkoma gefallen. Seit 1993 behauptet ihr Mann Michael, der inzwischen mit einer anderen Partnerin zusammenlebt, daß es der Wunsch seiner Frau wäre, sterben zu dürfen. Terri Schiavos Eltern Bob und Mary Schindler kämpften mit allen juristischen Mitteln um das Leben ihrer Tochter, jedoch vergebens. Am 18. März wurde aufgrund eines Beschlusses des Bundesgerichts von Florida die Magensonde entfernt, durch die Terri Schiavo Nahrung und Flüssigkeit erhielt. Experten gehen davon aus, daß etwa nach zwei Wochen der Tod eintritt. Das Hospiz in Pinellas Park (US-Bundesstaat Florida) ist von der Polizei abgeriegelt. Christen halten dort Mahnwachen für Terri Schiavo ab; andere Demonstranten treten dafür ein, daß sie sterben darf. Einige Lebensrechtler, die sich dem Hospiz mit Wasserbechern näherten, um der Patientin zu trinken zu geben, wurden vorläufig festgenommen. Inzwischen hat die Sterbende von dem katholischen Priester Thaddeus Malanowski das letzte Abendmahl erhalten. Er träufelte einen Tropfen Wein auf ihre Zunge, doch die Hostie habe er ihr nicht geben können, berichtete der Priester anschließend. Die katholischen Eltern von Terri Schiavo hatten für ihre Tochter eine solche Feier gewünscht, und Michael Schiavo hatte zugestimmt.

Deutsche Kirchenvertreter: Für ein Sterben in Würde
Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung um Terri Schiavo haben sich evangelische und katholische Kirchenvertreter für ein Sterben in Würde eingesetzt. Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, sagte in seiner Osterpredigt im Berliner Dom: „Wenn das Sterben an der Zeit ist, dann gilt es, den Tod zuzulassen und seinem Kommen nichts mehr entgegenzusetzen.“ Er plädierte für Patientenverfügungen, die dann Klarheit schüfen, wenn der Betroffene „nicht mehr für sich selbst zu sprechen vermag“. Huber: „Wie wäre es gewesen, wenn Terri Schiavo sich mit solcher Klarheit hätte äußern können.“ Auch der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann (Mainz), plädierte dafür, daß Menschen ihren letzten Willen schriftlich niederlegen sollten. EKD-Vizepräsident Hermann Barth (Hannover) sprach sich in einem Interview dafür aus, eine künstliche Ernährung nicht gegen den Willen von Patienten fortzusetzen. Wo der Patientenwille nicht eindeutig feststehe, müsse im Zweifel immer für das Leben entschieden werden, sagte Barth, der dem Nationalen Ethikrat angehört. Eine künstliche Ernährung per Magensonde unterscheide sich ethisch nicht von anderen medizinischen Eingriffen, etwa einer Antibiotika-Behandlung bei einer Lungenentzündung.

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