Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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20.09.2004

"Enttaeuschend": Nationaler Ethikrat gibt Votum zum Klonen ab

Berlin (ALfA). Der Nationale Ethikrat hat sich gegen eine Zulassung des Forschungsklonens zum jetzigen Zeitpunkt ausgesprochen. Das berichten unter anderem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Die Welt", "Die Tagespost" (Ausgaben vom 14. September), die "Aerzte Zeitung" (Online-Ausgabe vom 14. September) sowie der "Spiegel" (Online-Ausgabe vom 13. September). Trotz unterschiedlicher Positionen innerhalb des Gremiums werde diese Empfehlung von allen 25 Mitgliedern getragen, so der Vorsitzende des Ethikrats, Spiros Simitis. In dem 70seitigen Dokument plaedieren zwoelf Mitglieder des Gremiums fuer eine generelle Zulassung des Forschungsklonens. Dass sie dennoch dem Moratorium zugestimmt haben, begruendet Wissenschafts-Soziologe Wolfgang van den Daele, Mitglied im Nationalen Ethikrat, laut der "Welt" damit, dass sie in der "moralisch hoch aufgeladenen deutschen Debatte" ein Friedenszeichen setzen wollten. Nun solle mehr Ruhe fuer eine sachliche Auseinandersetzung gefunden werden. Sollten sich allerdings bei der internationalen Forschung beachtliche Heilerfolge fuer kranke Menschen zeigen, muessten auch die deutschen Gen-Techniker einstiegen, so van den Daele.

Fuer die generelle Beibehaltung des Klonverbots plaedieren fuenf Mitglieder des Ethikrates in ihrem Gruppen-Votum, "weil dabei Embryos vernichtet werden, die eigens zur Forschung hergestellt werden", zitiert "Die Welt" den Moraltheologen Eberhard Schockenhoff. Fuenf weitere Mitglieder sprechen sich dafuer aus, das Verbot "zum gegenwaertigen Zeitpunkt" nicht aufzuheben. Begruendet werde dies mit unsicheren Erfolgsprognosen bei einem zugleich moralisch fragwuerdigem hohen Verbrauch von Eizellen. Drei Mitglieder des von Kanzler Schroeder eingesetzten Ethikrates konnten sich keiner Position anschliessen.

Einstimmig haben sich die Mitglieder dagegen fuer ein Verbot des reproduktiven Klonens ausgesprochen.

Die Entscheidung des Nationalen Ethikrates ist auf ein geteiltes Echo gestossen. Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) nannte das Votum einen angemessenen Vorschlag. Wie die "Rheinische Post" (Online-Ausgabe vom 14. September) berichtet, hat die Politikerin betont, dass die Debatte um die Zulaessigkeit des Klonens keineswegs beendet sei, sondern parallel zur Entwicklung der Forschung gefuehrt werden muesse. "Wenn wir irgendwann vor der Frage stehen", die Technik fuer die Heilung von Krankheiten zu nutzen, muesse die Diskussion erneut gefuehrt werden, so Bulmahn laut der "Rheinischen Post".

Auf Kritik stiess das Votum dagegen bei mehreren Unionspolitikern. Der Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in der Enquetekommission "Ethik und Recht der modernen Medizin", Thomas Rachel, erklaerte gegenueber der Presse (13. September), der Ethikrat relativiere die Bedeutung des Klonverbotes. Seine Empfehlung enthalte einen Tueroeffner fuer das Klonen von Forschungszwecken. "Die ethische Bewertung des Forschungsklonens kann nicht von der Entwicklung der Gesellschaft abhaengig sein", so Rachel. Es gehe um den Schutz des Embryos. "Seine Menschenwuerde und sein Recht auf Leben werden von uns nicht nur zum gegenwaertigen Zeitpunkt, sondern auch in Zukunft zu achten sein." Unterstuetzung bekam Rachel von seinem Parteifreund Hubert Hueppe. "Wer den durch Klonen erzeugten Embryo als Grundrechtstraeger erkennt, kann nicht nur "gegenwaertig" das Verbot des Forschungsklonens befuerworten. Schliesslich ist die Menschenwuerde nicht zeitlich limitiert", so Hueppe in einer Mitteilung an die Presse (13. September).

Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Maria Boehmer forderte in einer Pressemitteilung (13. September) dazu auf, "die durch unklare Aussagen des Ethikrates erzeugte Konfusion und die rueckwaerts gewandte, unproduktive Diskussion zu beenden und sich auf neue Wege medizinisch attraktiver und ethisch unbedenklicher Forschung an adulten Stammzellen, Stammzellen aus Nabelschnurblut und Fruchtwasser zu konzentrieren."

Auch Befuerworter des Forschungsklonens kritisierten das Votum des Ethikrats. Der CDU-Abgeordnete Peter Hintze sagte laut der "Rheinischen Post", es sei enttaeuschend, dass der Ethikrat sich "diesem wichtigen Thema so defensiv geaeussert hat". Es waere richtig, sich diesem menschenfreundlichen und zukunftsweisenden Forschungsbereich staerker zuzuwenden. Aehnlich aeusserte sich die Vorsitzende des Forschungsausschusses im Bundestag, Ulrike Flach (FDP). Sie sei enttaeuscht, dass die Mehrheitsmeinung nicht in Form einer echten Empfehlung an die Politik formuliert worden sei, so die FAZ. Sie zeigte sich allerdings laut der "Rheinischen Post" zuversichtlich, dass das Forschungsklonen in Deutschland bald erlaubt werde. "Ich glaube, dass wir doch kurz vor dem Durchbruch sind", zitiert das Blatt Flach.

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