Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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30.03.2004

Christa Meves: "Wir brauchen eine christliche Kulturrevolution"

Fehlende Mutterbindung erhöht das Suchtpotenzial in der Gesellschaft.
Der Anmaßung der jetzigen Regierungsverantwortlichen, als „Staatsmacht nach den Kindern zu greifen“, müsse entschieden begegnet werden. Weder die von dem früheren SPD-Generalsekretär, Olaf Scholz geforderte „Lufthoheit über den Kinderbetten“ noch die von Bundesfamilienministerin Renate Schmidt geforderte „Meinungshoheit über den Kinderbetten“, sei akzeptabel. Beides widerspreche den Grundsätzen von Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit, sagte die weltweite Erfolgsautorin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Christa Meves beim Forum des Treffens Christlicher Lebensrecht-Gruppen am 27. März in Kassel. Dem staatlichen Zugriff, der die Erziehung von Kindern sozialisieren wolle und deshalb den flächendeckenden Ausbau von Ganztagesbetreuungen für Kinder und Kleinstkinder fördere, müsse das Konzept einer familienorientierten Erziehung gegenübergestellt werden. Es sei verheerend, dass sich die Bundesregierung leiste, internationale Forschungsergebnisse bei der Entwicklung ihrer Politik unbeachtet zu lassen. So würden die Ergebnisse der Genforschung und Hirnforschung zwingend eine andere Politik nötig machen. Es sei nachgewiesen, dass z. B. langzeitgestillte Kinder im Alter von acht Jahren entwicklungspsychologisch anderen Kindern im Durchschnitt ein Jahr voraus seien. Die Vollzeitbetreuung durch die eigenen Mütter in den ersten drei Lebensjahren führe bereits bei Kindern im Alter von 10 Jahren dazu, dass sie im Durchschnitt zwei Jahre in ihrer geistigen Entwicklung voraus seien. Aber auch im Hinblick auf die im vergangenen Jahr stark diskutierten Pisa-Studien sei es ja eklatant, dass darin nachgewiesen sei, dass jene Regionen mit den meisten Kinderkrippenplätzen in den Schulen den geringsten Bildungsstand hätten und jene mit den geringsten Dichten von Ganztagesbetreuung für Kinder den höchsten Bildungsgrad erreichten. Nun aber verkehre die Regierung mit ihrer Politik gerade diese Ergebnisse. Freilich sei es auch bedauerlich, dass die Opposition CDU/CSU in das gleiche Fahrwasser gerate und durch diese falsche politische Wegführung etwa in Baden-Württemberg und Bayern das Bildungsniveau absenken werde.

Die Gesellschaft macht sich selbst kaputt
Eine klare Analyse der gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten 35 Jahre macht nach Auffassung von Christa Meves deutlich, dass die Verabschiedung von christlichen Grundwerten zu einer gesellschaftlichen Negativ-Entwicklung führe. Entgegen der Hoffnung der Regierenden, die Zahl der Abtreibungen würde durch die Aufweichung des Paragraphen 218 sinken, geschehe gerade dieses nicht. Stattdessen schrumpften Familien. Schon 40 % der 40jährigen Akademikerinnen hätten keine Kinder. Die wirtschaftlichen Folgen, die seit Jahrzehnten hätten gesehen werden können, kämen jetzt ans Licht: Die Unbezahlbarkeit der Renten und der wirtschaftliche Niedergang. Dem könne man aber nicht durch eine Veränderung der Definition von Familie entgegentreten, wie es Bundeskanzler Schröder mit diesem Satz „Familie ist überall dort, wo Kinder sind“, getan habe, und entgegen dem besonderen Verfassungsschutz von Ehe auch die nicht von Ehen geleiteten Formen des Zusammenlebens gleichberechtigen und gleichbehandeln wolle. Der mit der Liberalisierung des Scheidungsrechts eingesetzte Scheidungsboom, die Patch-Work-Familien und die „Regenbogen-Familien“ (gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern) hätten eindeutig zu mehr Problemkindern geführt. Das Ergebnis, dass ca. 20 % der Hauptschulabsolventen nicht ausbildungsfähig seien, müsse doch die Alarmglocken schrillen lassen.

Der internationale Feldzug der Homosexualisierung ist auf Lüge aufgebaut
Frau Meves erinnerte daran, dass 1976 der internationale Feldzug der Homosexualisierung dadurch zur Anerkennung geführt hätte, dass in der WHO Homosexualität aus der Kategorie der psychischen Krankheiten gestrichen worden sei. Dies sei einhergegangen mit der Lüge, dass Homosexualität nicht im Laufe des Lebens erworben werde, sondern angeboren sei. Eine zweite Lüge der Homosexuellen-Bewegung sei, dass sich Homosexualität nicht ändern lasse. Im wichtigen „Zeitfenster für die sexuelle Prägung zwischen vier und sechs Jahren“, seien Vorbilder gefragt, am besten Vater und Mutter, damit Menschen zur sexuellen Identität finden. Wo Vater oder Mutter ausfallen oder gar systematisch verdrängt werden, wachse die Gefahr der Fehlprägung zur Homosexualität. Diese aber könne bei frühzeitiger Therapie – wie auch andere Fehlprägungen – Veränderung finden. Dass ein Elternpaar Vater und Mutter sein müsse und nicht gleichgeschlechtlich ausgerichtet sein könne, würde durch die Gleichheitsideologie bestritten. Die Forschungsergebnisse und die Erfahrungen in der Kinder- und Jugendpsycho-therapie seien allerdings zu anderen Ergebnissen gekommen. Danach seien Familien unaufgebbar; Kollektive anderer Art könnten vergleichbares niemals leisten.

Wir brauchen eine „christliche Kulturrevolution“
Christa Meves forderte die Vertreter aus christlichen Lebensrechtsgruppen auf, dafür zu arbeiten, dass es zu einer „christlichen Kulturrevolution“ kommt. Menschen, die am unbedingten Ja zum ungeborenen Leben festhalten ebenso wie an den Lebensordnungen von Ehe und Familie seien nicht als konservativ beiseite zu rücken. Einsatz für die Menschenwürde, für Ehe und Familie, für die Erziehung der Kinder durch die eigenen Eltern, seien besonders auf Grund der negativen Erfahrungen mit einer schrankenlosen Liberalisierung fortschrittliche Werte, die die Forschungen ernst nehmen. Dabei sei deutlich, dass das biblische Menschenbild, besonders durch alle neuen Forschungsergebnisse belegt würde und es für die Menschheit gut wäre, sich diesen Maßstäben zuzuwenden. Die erforderliche „christliche Kulturrevolution“ könne geschehen durch das Gebet an den lebendigen Gott, durch das Handeln in der Wahrheit, wie „Christus uns das aufgetragen hat“ und durch den Zusammenschluss derer, die christliche Werte in der Gesellschaft voranbringen möchten.

Familienpolitik als Leitplanke des Lebensschutzes
Der Vorsitzende des Treffens Christlicher Lebensrecht-Gruppen, Hartmut Steeb, Stuttgart, machte deutlich, dass die Familienpolitik als Leitplanke für den Lebensschutz nötig sei. Zwar gehe es Familien in Deutschland nur relativ schlecht, aber es gäbe keine Notwendigkeit einer Verneinung von Leben und Familie aus wirtschaftlichen Gründen – Steeb: „Wir sind arm auf hohem Niveau“ – aber dennoch müsse sich die Lebensrechtsbewegung auch um familienpolitische Angelegenheiten kümmern. Steeb verwies auf einen Wertekanon in den Grundrechten des Grundgesetzes. Erstes Verfassungsziel sei es, die Würde des Menschen unantastbar zu halten. „Sie zu schützen und zu achten ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“. Der Staat, die Kirchen und die Gesellschaft dürften sich deshalb nicht damit abfinden, dass jährlich mindestens 130.000 Kinder bereits im Mutterleib getötet würden.

„Das ist der Menschenrechtsskandal Nummer Eins in Deutschland“. Steeb brachte sein Unverständnis dahingehend zum Ausdruck, dass er nicht verstehen könne, dass „die Beseitigung dieses verfassungswidrigen Menschenrechtsskandals nicht auf der Top-Liste der Prioritäten von Staat, Parteien und Kirchen als Nummer Eins „gesetzt“ sei. „Was helfen denn Freiheitsrechte, das Recht der Gleichberechtigung, das Recht auf die freie Wahl eines Arbeitsplatzes, Gewissen- und Meinungsfreiheit, wenn das Recht auf Leben nicht gewährleistet ist?“ Erst mit weitem Abstand nach diesem Hauptproblem für die Gesellschaft käme die Notwendigkeit der Ehe- und Familienförderung, aber freilich noch vor vielen anderen gesellschaftlichen Problemen, die oft in der Priorität höher eingestuft seien.

Die Familientätigkeit muss bezahlt werden
Beide Referenten stellten klar, dass die hauptberufliche Familientätigkeit dadurch eine stärkere Anerkennung erfahren müsse, dass sie angemessen bezahlt werden müsse. Es sei doch nicht verständlich, dass der Staat die Ganztagesbetreuung mit mehr Finanzmitteln unterstütze trotz wissenschaftlich nachgewiesenem schlechterem Erfolg als die eigene Erziehung der Kinder durch die eigenen Eltern. Weil die Ehe die Keimzelle für Familie sei, sei deren Förderung, auch in finanzieller Hinsicht, nötig und hilfreich. Christa Meves berief sich dabei auf ihren Vorschlag „Mutter als Beruf“, der mit 10.000 Unterschriften in Form einer Resolution an die Regierungen verschickt wurde. Hartmut Steeb stellt in diesem Zusammenhang die Thesen zur Familienpolitik der Deutschen Evangelischen Allianz vor, die bereits 1994 im Internationalen Jahr der Familie entwickelt wurden, aber in der Aktualität nicht nachgelassen hätten. Dieses Programm fordert unter anderem auch die Förderung des ökologischen Bewusstseins bei Kinder und Jugendlichen durch die kostenlose Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und das von der Kinderkommission des Deutschen Bundestags bereits Anfang der 90er Jahre geforderte Familienwahlrecht, das inzwischen von einer interfraktionellen Arbeitsgruppe im Deutschen Bundestag betrieben wird. „Es ist nicht einzusehen, das die Stimme von Kindern und Jugendlichen ausgerechnet bei der Wahl nicht berücksichtigt werden, während sie selbstverständlich für ihren Verbrauch und für die Teilnahme am öffentlichen Leben ebenso Steuern zahlen müssen, wie jene, die die Regierung wählen“, so Steeb in seinem Referat.

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