Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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11.11.2003

Kritik an Zypries reisst nicht ab: Aerzte und Kirchen protestieren

Berlin (ALfA). Der Vorstoß von Justizministerin Brigitte Zypries (SPD), den bei künstlichen Befruchtungen erzeugten Embryonen nicht mehr den vollen Schutz der Menschenwürde einzuräumen, stößt weiter auf ein geteiltes Echo. Sowohl die Bundesärztekammer als auch der Marburger Bund haben diese Wende in der Politik der Bundesregierung scharf kritisiert. Das berichtet das "Deutsche Ärzteblatt" (Online-Ausgabe vom 30. Oktober). Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, habe davor gewarnt, "menschlichem Leben den Grundrechtsschutz auf Menschenwürde abzusprechen", zitiert das Blatt den Arzt. Dies bedeute, menschliches Leben in die willkürliche Verfügbarkeit Dritter zu stellen. Menschen dürften selbst im frühesten Stadium ihrer Entwicklung nicht für andere verfügbar gemacht werden. "Es darf niemals dazu kommen, daß menschliches Leben als Erzeugnis für den Heilungsprozeß anderer ausgenutzt wird", so Hoppe laut dem "Deutschen Ärzteblatt".

Auch der Vorsitzende des Marburger Bundes, Frank Ulrich Montgomery, habe kritisiert, daß Zypries mit der hinterfragten Menschenwürde von in vitro gezeugten Embryonen "eine gefährliche Tür zur Legalisierung umfassender Forschungen in der Humangenetik" aufgestoßen habe. An deren Ende stehe "unweigerlich der konsequente Missbrauch eines Embryos als Ersatzteillager", so Montgomery im "Deutschen Ärzteblatt". Wenn die Bundesregierung tatsächlich die Unteilbarkeit der garantierten Menschenwürde des Grundgesetzes anzweifele, sei bereits der Weg bereitet für hemmungsloses Forschen an Embryonen, habe der Mediziner erklärt.

Dagegen hat der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Klaus Diedrich, die Rede der Justizministerin begrüßt ("Deutsches Ärzteblatt", Online-Ausgabe vom 31. Oktober). Die Ministerin habe mit ihren Äußerungen erneut Bewegung in die nationale Debatte zur Embryonenforschung gebracht, so Diedrich. Zu fordern sei jetzt ein "Nationales Medizinfortpflanzungsgesetz". "Wir lehnen eine Freigabe der Embryonenforschung und das Klonen eindeutig ab, aber wir müssen Klarheit in der Fortpflanzungsmedizin haben und Widersprüche und Grauzonen beseitigen", zitiert das Blatt Diedrich. Ein Gesetz solle daher die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik unter strenger Indikationsstellung regeln. "Die Rede von Zypries bringt Deutschland aus dem Abseits wieder zurück in die internationale Diskussion zur Biopolitik", so Diedrich.

In einer Stellungnahme (29. Oktober) hat die Deutsche Bischofskonferenz ihre "größte Besorgnis" darüber ausgedrückt, daß Zypries die Anerkennung der Menschenwürde des Embryos in vitro in Zweifel ziehe. "Die katholische Kirche widerspricht entschieden dieser Auffassung und tritt für die Anerkennung der Menschenwürde zu jedem Zeitpunkt menschlichen Lebens ein", so die Bischofskonferenz. Heftig sei zu kritisieren, daß die Bundesjustizministerin mit ihrer verfassungsrechtlichen Argumentation die Wege dafür ebne, das Stammzellgesetz auszuweiten, das die Forschung mit bestimmten importierten Stammzellen ermöglicht. Darüberhinaus sieht die Bischofskonferenz in der von Zypries vorgestellten Interpretation der Verfassung die Gefahr, daß auch in anderen Bereichen der Bio- und Gentechnik einer Absenkung der Schutzstandards Tür und Tor geöffnet werde. Wieder einmal zeige sich, welchen verhängnisvollen Weg man mit der Entwicklung und dem Verfahren der extrakorporalen Befruchtung eingeschlagen habe.

Auch der bisherige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, warnte vor einer Lockerung des Embryonenschutzes. Das melden das "Hamburger Abendblatt" sowie die "Frankfurt Neue Presse" (Ausgaben vom 3. November). Bei der Eröffnung der EKD-Synode in Trier habe Kock gesagt, das in Deutschland geltende weitgehende Verbot der Forschung an Embryonen müsse aufrecht erhalten werden. Er befürchte, daß die Menschenwürde in der Bioethikdebatte an Relevanz verliere. Laut den Zeitungen forderte Kock auch, daß der Schutz der Embryonen nicht durch Regelungen auf europäischer Ebene aufgeweicht werden dürfe.

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