Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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13.10.2003

Wir screenen uns zu Tode: Netzwerk fordert Ende von selektiver Praenataldiagnostik

Duesseldorf (ALfA). Das "Netzwerk gegen Selektion durch Praenataldiagnostik" hat sich dafuer ausgesprochen, dass alle selektiven Untersuchungen aus der allgemeinen Schwangerenvorsorge herausgenommen werden. Das teilte der Zusammenschluss aus 89 Institutionen und Gruppen in einer Mitteilung an die Presse mit. Zur Zeit werde sowohl in der Fach- als auch in der Laienpresse das so genannte Ersttrimester- oder Fruehscreening in der Schwangerschaft propagiert. Es umfasse eine gezielte Ultraschalluntersuchung mit Messung der Nackentransparenz des Ungeborenen sowie Untersuchungen des Blutes der Frau auf bestimmte Hormonwerte, heisst es in der Pressemitteilung. Auf diese Weise solle bereits in der 10. bis 12. Schwangerschaftswoche die statistische Wahrscheinlichkeit chromosomaler und organischer Fehlbildungen errechnet werden. Als Ergebnis erhalte die Frau eine "Risikoabschaetzung", wie hoch in ihrem individuellen Fall die Wahrscheinlichkeit ist, dass das Ungeborene eine solche Fehlbildung hat. Das Screening solle allen Schwangeren als selbst zu zahlende Leistung angeboten werden. Entsprechend wird es als eine besonders gute Vorsorge, die die Kassen den Frauen aus Kostengruenden vorenthalten, beworben und empfohlen.

Das Netzwerk lehnt die Etablierung eines Fruehscreenings entschieden ab. Erstens sei die Zielsetzung des Fruehscreenings ausschliesslich selektiv. Dabei werde nicht das Ziel des selektiven Abbruchs in Frage gestellt, es soll nur der Zeitpunkt vorverlegt werden. Screenings in der Gesundheitsversorgung wuerden im allgemeinen mit den sich ergebenden therapeutischen Moeglichkeiten gerechtfertigt. "Im Fall der Frueherkennung einer Erkrankung gibt es keine Massnahmen, die zu einem besseren Versorgungsergebnis fuehren koennten, die einzige Handlungsmoeglichkeit sind weitere, invasive Untersuchungen zur Ueberpruefung des Befundes und ggf. der Abbruch der Schwangerschaft. Der Begriff "Screening" wird missbraucht, um das Ziel der Selektion positiv zu ummaenteln," so das Netzwerk.

Zweitens konfrontiere es Paare zu einem sehr fruehen Zeitpunkt der Schwangerschaft mit einem technischen. distanzierenden Umgang mit Schwangerschaft. "Das Ersttrimester-Screening widerspricht unserem Verstaendnis von einer frauenbezogenen und psychosomatisch orientierten Schwangerenvorsorge", heisst es in der Pressemitteilung. Daneben erfuellten die propagierten Untersuchungen nicht die wissenschaftlichen und ethischen Anforderungen und Qualitaetsstandards, die an ein Screening zu stellen sind.

Darueber hinaus habe die Einfuehrung des Ersttrimester-Screenings nicht die schwangeren Frauen und deren Gesundheit im Blick, sondern verfolge vor allem oekonomische Interessen. "Verkaufsstrategien in der Schwangerschaft, die sich die Angst vor Behinderung zunutze machen, halten wir fuer einen Skandal," heisst es in der Pressemitteilung. Profitieren wuerden nicht die Frauen, die den Test zudem privat bezahlen sollen, sondern eine Vielzahl von beruflichen Gruppierungen aus den Bereichen Labormedizin, Datenverarbeitung, Geraeteherstellung, Softwarevertrieb, Zertifizierung und Fortbildung, Werbung sowie die zertifizierten Aerzte, die den Test als IGeL-Leistung anbieten duerfen. Dabei gehe es um viel Geld. Bei der gewuenschten flaechendeckenden Versorgung aller schwangeren Frauen stuenden ca. 700.000 Kundinnen pro Jahr zur Verfuegung. Die Koppelung von Marktinteressen mit Appellen und Aengsten vor Behinderung in der Schwangerschaft sei unverantwortlich.

Aus ethischen und gesellschaftspolitischen Ueberzeugungen verfolge das Netzwerk das Ziel, dass alle selektiven Untersuchungen aus der allgemeinen Schwangerenvorsorge herausgenommen wuerden. Schwangere muessten ihre Schwangerschaft "guter Hoffnung" erleben koennen, ohne dass ihnen Diagnosen aufgedraengt wuerden.

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