Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

Nächste Meldung · Vorige Meldung · Zur Übersicht

20.12.2002

Organe gegen Cash: "Kompensation" spalte Aerzteschaft national wie international

Muenchen (ALfA). Die Diskussion ueber die Bezahlung von Organspenden spaltet die Transplantationsmediziner in Deutschland wie international in zwei Lager. Das berichtet die "Berliner Morgenpost" (Ausgabe vom 15.12.) Wer nach seinem Tod Nieren, Herz oder Leber zur Verfuegung stellt, helfe damit nicht nur schwer kranken Menschen, sagt der Essener Transplantationsarzt Christoph Broelsch. "Ein Organspender spart der Sozialgemeinschaft etliche hunderttausend Euro an Behandlungskosten", zitiert das Blatt den Medizinprofessor. Deshalb fordert Broelsch eine Zahlung von mindestens 10.000 Euro an die Hinterbliebenen von Organspendern.

Damit wuerde die Bereitschaft in der Bevoelkerung steigen, sich nach dem Tod Organe entnehmen zu lassen, sagte Broelsch laut Darstellung der Zeitung beim "Internationalen Kongress zur Ethik in der Organtransplantation" in Muenchen. Aber auch bei der Uebertragung von Nieren und Teilen der Leber von gesunden Spendern auf kranke Menschen, der so genannten "Lebendspende", solle Geld fliessen, fordert Broelsch. Das Risiko von Lebendspendern sei inzwischen zwar sehr gering. Doch sollte eine Zahlung ihre Entscheidung "leichter machen", sagt der Transplantationsarzt ? "auch um die anschliessende Erholungsphase zu bezahlen".

Zumindest mit dieser Forderung steht Broelsch nicht alleine. Die rund 250 Teilnehmer des Kongresses verabschiedeten eine Resolution, nach der eine "angemessene Kompensation fuer Schmerzen und Unannehmlichkeiten, die Lebendspender erleiden, ethisch akzeptabel ist".

Wissenschaftler aus dem Ausland gehen noch weiter. Die britische Bioethik-Professorin Janet Radcliffe Richards haelt die Freigabe eines Handels mit Organen von Lebendspendern fuer logisch zwingend. "Wenn Kaeufer und Verkaeufer das Geschaeft als vorteilhaft empfinden, und kein Dritter Schaden nimmt, warum sollten wir andere uns dazwischen stellen", fragt sie. Ein Organ-Schwarzmarkt, der bereits jetzt auf internationaler Ebene existiere, koenne nur auf eine Weise bekaempft werden: Durch eine Legalisierung des Handels mit Organen.

Der Muenchner Transplantationskongress folgte diesem Gedanken zumindest teilweise und forderte "lokale Modelle", in denen bezahlte Lebend-Transplantationen zugelassen werden sollen. Damit koenne "die Wahrscheinlichkeit eines ungeregelten Handels verringert" werden, hofft die Mehrheit der Kongressteilnehmer.

Bei vielen Medizinern stoesst die Diskussion um die Kommerzialisierung der Organtransplantation jedoch auf entschiedenen Widerstand. "Es ist absolut toericht anzunehmen, man koennte einen Bereich staatlich regeln, in dem es um das Ueberleben und um sehr viel Geld geht", betont Professor Gundolf Gubernatis von der Deutschen Stiftung Organtransplantation.

Er werde sich dafuer einsetzen, dass es zumindest um das deutsche Transplantationsgesetz keine neue Diskussion gibt. Als es vor fuenf Jahren verabschiedet wurde, hatte der Bundestag jede Form der Bezahlung von Organspenden verboten.

Nächste Meldung · Vorige Meldung · Zur Übersicht


Die Meldungen sind teilweise Pressemitteilungen und Newslettern von Partnerorganisationen entnommen. Das Meldungs-Datum bezeichnet den Tag der Aufnahme auf diese Webseite.