Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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10.07.2012

Abtreibungsgegner und ihre Wahrheit

Ein Kommentar zu Sibylle Bergs Polemik

(pro) - In einer polemischen Kolumne (www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sibylle-berg-ue ber-das-recht-zur-abtreibung-a-842716.html ) hat sich die Schriftstellerin und Theaterautorin Sibylle Berg gegen die Aktivisten des „Marsches für das Leben“ gerichtet. Sie dächten, sie allein hätten die Wahrheit gepachtet, schreibt sie auf „Spiegel Online“. Hartmut Steeb, Vorsitzender des Treffens Christlicher Lebensrecht-Gruppen und Generalsekretär der „Deutschen Evangelischen Allianz“, wirft Berg „inkonsequentes Denken“ vor.

Die Beteiligten der Kampagne, die gegen Abtreibungen protestieren („vermutlich Christen“), offenbarten „das größte Missverständnis des Menschen. Zu glauben, im Alleinbesitz der Wahrheit zu sein“, so Berg. „Die Selbstgerechtigkeit des Einzelnen wird zur Pest, wenn sich aus ihm Gruppen ähnlich Denkender bilden.“ So entstünde „jeder Dreck auf der Erde“. Man solle sich nicht einmischen, wenn andere abtreiben lassen wollten.

Steeb: „Kernproblem nicht erfasst“

Hartmut Steeb hält dem entgegen, dass Abtreibungsgegner keineswegs zurechtgelegte Wahrheitsansprüche anbrächten. Vielmehr könnten sie sich auf geltendes Recht berufen, sagte er gegenüber pro. Er verweist auf das Grundgesetz, das in den ersten beiden Artikeln die Würde des Menschen und dessen Recht auf Leben festschreibt. „Gibt es eine größere Würdeverletzung als darüber zu verfügen, dass der Mensch nicht leben darf?“

Zudem habe Berg nicht das Kernproblem erfasst, so Steeb weiter. Die entscheidende Frage sei, ob ein ungeborener Mensch ein Mensch ist oder nicht. Die Embryonenforschung zeige, dass sich der Mensch im Mutterleib nicht zum Menschen, sondern als Mensch entwickle. Ist dieser Mensch jedoch der Willkür Anderer preisgegeben, „dann obsiegt die Barbarei, und wir fallen in der Erkenntnis von Wissenschaft und Recht um Jahrhunderte zurück“.

Alles verboten, außer das Töten?

Berg wirft den Abtreibungsgegnern weiter vor, ihre Kinder („Racker“; „kleine Biester“) als „Schutzschilde“ zu „missbrauchen“, indem sie ihnen Plakate umhingen mit der Aufschrift „Danke Mama, ich darf leben“. Echte Liebe würde sich hingegen zeigen, wenn „wir ihnen die Welt nicht als großen Spucknapf unserer kapitalistischen Ausscheidungen übergeben würden“.

Dazu sagte Steeb, ein Volk zeige seine „materialistische Fratze“ genau dann, wenn es – wie im Erbrecht geregelt – ungeborene Kinder zwar als erbberechtigt ansieht, ihnen zugleich aber das Recht auf Leben abspreche. Ähnlich argumentiert Steeb auch in Bezug auf das Embryonenschutzgesetz, demzufolge etwa die uneigennützige Fremdforschung unter Strafe steht. „Soll man nichts mit ungeborenen Kindern tun dürfen, außer sie einfach zu töten?“

In polemischem Tonfall wirft Berg den Abtreibungsgegnern Unaufrichtigkeit vor: „Und ihr, ihr seltsam gelben Männer, befruchtet eure lebenserzeugenden Frauen, oder lasst sie befruchten, wenn eure Glieder zu nichts Aufrechtem mehr taugen. (…) Belehrende Religiöse, ich wünsche euch riesengroße Kuhfladen auf den Kopf und Räder an die Füße genagelt.“

Angesichts dieser Polemik zeigt sich Steeb verwundert, dass sich „Spiegel Online“ „eine solch würdelose und bildungsarme Kolumne“ leiste. Im Licht der genannten Gesetze werde klar, „wie inkonsequent Frau Bergs Denken und Schreiben ist“.


Die Kampagne „Marsch für das Leben“ (www.marsch-fuer-das-leben.de ) protestiert „für ein Europa ohne Abtreibung und Euthanasie“. Organisator ist der Bundesverband Lebensrecht, ein Zusammenschluss deutsche Lebensrechtsgruppen. Zu den Unterstützern zählt unter anderem die Deutsche Evangelische Allianz. Der nächste Marsch findet am 22. September 2012 in Berlin statt. (pro)


Eine weitere Replik auf Sibylle Bergs Kolumne finden Sie unter www.theeuropean.de/alexander-kissler/11640-sibylle -berg-und-die-abtreibung

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