Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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15.06.2009

EU-Ministerrat verzichtet auf Empfehlung der Embryonenselektion zur "Ausmerzung" seltener Krankheiten

Luxemburg (ALfA). Am 9. Juni beriet in Luxemburg der Gesundheitsministerrat der Europaeischen Union ueber die Bekaempfung seltener Krankheiten. Dabei liessen die Minister der Laender eine Empfehlung des EU-Parlaments vom April ausser Acht, im Kampf gegen seltene Krankheiten unter bestimmten Umstaenden auch auf eine Embryonenselektion mittels der ethisch umstrittenen Praeimplantationsdiagnostik (PID) zurueckzugreifen (siehe ALfA-Newsletter 16/09 vom 25.04.2009) und verzichteten darauf, sich fuer oder gegen die PID auszusprechen. In der Empfehlung des Rates vom 5. Juni kommt die zuvor scharf kritisierte Embryonenselektion nicht mehr vor. Sie vereinbarten u. a. lediglich, im Hinblick auf seltene Krankheiten europaweit enger zusammenzuarbeiten. So sollen z.B. die Krankheiten systematischer erfasst und Forschungsprogramme besser koordiniert werden. Eine seltene Krankheit betrifft laut EU-Definition weniger als fuenf von 10.000 Menschen. Laut Schaetzungen gibt es zwischen 5000 und 8000 solcher Krankheiten, wobei viele von ihnen genetischen Ursprungs sind.

Bei der Debatte im Europaeischen Parlament ueber das Thema war es damals zu einer heftigen Kontroverse ueber einen Vorschlag einzelner Abgeordneter gekommen, der vorsah, die "Ausmerzung" bestimmter Krankheiten voranzutreiben, indem durch genetische Beratung und "Selektion" von Embryonen seltene genetische Erkrankungen beseitigt wuerden. Gegen diesen Vorschlag hatten sich nicht nur Kirchen, Behindertenverbaende, die Christdemokraten und Gruenen im Europaeischen Parlament gewandt, sondern auch die Europaeische Gesellschaft fuer Humangenetik. Die Wissenschaftler erinnerten an Eugenik der ersten Haelfte des 20. Jahrhunderts, bei der man von "lebensunwertem Leben" sprach. Der Kommissions-Vorschlag wurde dennoch in lediglich geringfuegig abgeschwaechter Formulierung mehrheitlich vor allem mit den Stimmen der Sozialdemokraten, Liberalen und Linken gegen die Stimmen von Gruenen und Christdemokraten angenommen (siehe ALfA-Newsletter 16/09 vom 25.04.2009). In Deutschland ist die PID bislang durch das Embryonenschutzgesetz verboten, in Grossbritannien und anderen Laendern ist sie dagegen eine gaengige Methode mit unterschiedlichen Anwendungsbereichen.

Mit dem Ratsbeschluss ist das Thema Embryonenselektion zur Bekaempfung seltener Krankheiten vermutlich nun vorlaeufig vom Tisch. Bis Ende 2013 soll die EU-Kommission einen Bericht ueber die Durchfuehrung der Empfehlungen des Rates vorlegen, der sich auf die von den Mitgliedstaaten bereitgestellten Informationen stuetzt. Darin sollte auch geprueft werden, inwieweit die vorgeschlagenen Massnahmen wirksam sind und ob es weiterer Massnahmen bedarf, um die Lebensumstaende der an seltenen Krankheiten leidenden Patienten und ihrer Familien zu verbessern, damit gegebenenfalls in neue Aktionsprogramme der Gemeinschaft im Gesundheitsbereich entsprechende Vorschlaege aufgenommen werden koennen.


Weitere Informationen:

Rat der Europaeischen Union
Gesetzgebungsakte und andere Rechtsinstrumente
Betr.: Empfehlung des Rates fuer eine Massnahme im Bereich seltener Krankheiten
10122/09 LIMITE SAN 142, RECH 167, MI 219
5. Juni 2009 (OR. en), 16 Seiten im PDF-Format
http://register.consilium.europa.eu/pdf/de/09/st10 /st10122.de09.pdf

Erneut auf der EU-Tagesordnung: "Ausmerzung" seltener Krankheiten mittels Embryonenselektion
ALfA-Newsletter 22/09 vom 06.06.2009
http://www.alfa-ev.de/aktuelles/news-anzeige/artic le/alfa-newsletter-2209-vom-06062009/?tx_ttnews%5B backPid%5D=9&cHash=a3b2755f56

Schwarzer Tag fuer das Lebensrecht: Europaeisches Parlament empfiehlt mehrheitlich Embryonen-Selektion zur Ausmerzung seltener Erkrankungen
ALfA-Newsletter 16/09 vom 25.04.2009
http://www.alfa-ev.de/aktuelles/news-anzeige/brows e/1/article/alfa-newsletter-1609-vom-25042009/?tx_ ttnews%5BbackPid%5D=9&cHash=e29ddcd088

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