Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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15.07.2008

Kurz nach Bundestagsbeschluss: Neue Forderungen nach weiterer Liberalisierung des Stammzellgesetzes

Dresden / Koeln / Berlin (ALfA). Keine drei Monate nach Lockerung des Stammzellgesetzes mit Verschiebung des Stichtages fuer den Import embryonaler Stammzellen haben Medienberichten zufolge Stammzellforscher bei einem Internationalen Stammzellkongress in Dresden die rechtlichen Rahmenbedingungen als noch immer zu eng kritisiert. Durch die neue Stichtagsregelung habe die deutsche Forschung zwar wieder international Anschluss gefunden, doch bestehe die Gefahr, dass dies nur voruebergehend sei, habe der Dresdner Universitaetsklinik-Direktor Gerhard Ehninger am 7. Juli bei dem Kongress gewarnt. Er forderte daher den Berichten zufolge eine so genannte "nachlaufende" Stichtagsregelung sowie die Erlaubnis zum therapeutischen Klonen. Nur so bleibe eine deutsche Forschung moeglich. Ob es sich hier um eine Einzelmeinung handelte oder tatsaechlich um mehrere Forscher, die sich diesen Forderungen anschlossen, konnte von der Newsletter-Redaktion leider nicht in Erfahrung gebracht werden. In den Agenturmeldungen wurden keine weiteren Namen zu den Forderungen genannt.

Beim "2. International Congress on Stem Cells and Tissue Formation" treffen sich vom 6. bis 9. Juli 600 Stammzellforscher aus aller Welt und praesentieren ihre Arbeiten. Im Mittelpunkt des diesjaehrigen Kongresses stehen laut Veranstalter embryonale und adulte Stammzellen und die Bildung von Geweben verschiedener Organe.

Kritik an den neuesten Forderungen

Kritik an den neuesten Forderungen zur weiteren Aufweichung des Stammzellgesetzes kam von der Bundesaerztekammer. "Ich bin gegen eine weitere Liberalisierung. Die Verschiebung des Stichtags ist uns schwer genug gefallen", sagte Bundesaerztekammer-Praesident Prof. Dr. Joerg-Dietrich Hoppe laut Pressemitteilung vom 10. Juli in einem Interview mit der "Katholischen Nachrichten Agentur" mit Blick auf den Bundestagsbeschluss und der bereits erfolgten Gesetzesaenderung zu Gunsten der Forscher. "Deutsche Wissenschaftler haben nun dieselben Bindungen wie im Ausland, abgesehen von wenigen Ausnahmen. Sie sind damit in der internationalen Forschung absolut konkurrenzfaehig", so Hoppe. Jetzt sollten die Forscher erst einmal Ergebnisse vorzeigen. Wenn sie Therapien entwickelten, die keine dauerhafte Verwendung embryonaler Stammzellen verlangten, koennte deren Einsatz ethisch vertretbar sein. Solche Therapien seien jedoch bislang noch nicht in Sicht

Auch die Bundesvorsitzende der Aktion Lebensrecht fuer Alle (ALfA) e.V., Dr. med. Claudia Kaminsk, kritisierte die Forderungen zur Gesetzesliberalisierung. "Die Bundesregierung muss den Wissenschaftlern klare Grenzen aufzeigen. Es kann nicht sein, dass Forscher in Deutschland jetzt jeden Monat eine neue Sau durchs Dorf treiben", erklaerte Kaminski in einer Pressemitteilung vom 8. Juli. Kaminski bezeichnete es als "unerhoert", dass Wissenschaftler nach der Verschiebung des Stichtags im Stammzellgesetz nun auch die "Erlaubnis zur Herstellung von geklonten menschlichen Embryonen zu Forschungszwecken" einforderten. "Wer die Herstellung von Menschen als Rohstofflieferanten propagiert, verabschiedet sich vom Menschenbild des Grundgesetzes. Die Bundesregierung ist nun gefordert, sich klar zum Embryonenschutzgesetz zu bekennen", so Kaminski weiter. Mit Blick auf die ebenfalls neu entfachten Diskussionen um Euthanasie und Spaetabtreibungen erklaerte die ALfA-Bundesvorsitzende: "Lebensschutz ist unteilbar. Regierung und Gesetzgeber ernten jetzt die Fruechte einer seit Jahren verfehlten Politik, die das fundamentalste aller Grundrechte, das Recht auf Leben, zu einem Abwaegungen zugaenglichen Rechtsgut degradiert hat."

Reprogrammierte Koerperzellen ohne Erbguteingriff: Kollegenstreit um neue Forschungsergebnisse:

Unterdessen sorgte der renommierte Stammzellforscher Hans Schoeler aus Muenster zum Ende des Kongresses mit einer neuen Meldung fuer Aufsehen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung online am 9. Juli berichtete, habe Schoeler weltweit erstmals Koerperzellen zu einer Art embryonaler Stammzellen zurueckprogrammiert, ohne dabei direkt in das Erbgut der Zellen einzugreifen. Dazu habe die Gruppe um Schoeler Hodenzellen von Maeusen unter bestimmten, nicht naeher ausgefuehrten Bedingungen im Labor kultiviert. Die Zellen haetten daraufhin Eigenschaften embryonaler Stammzellen entwickelt, berichtete die FAZ. Bislang wurden die Ergebnisse jedoch noch nicht offiziell veroeffentlicht. Allerdings stiess die Vorstellung der Ergebnisse auch auf Kritik, wie die Sueddeutsche Zeitung online am 11. Juli berichtete. So warfen demnach Goettinger Wissenschaftler dem Kollegen aus Muenster Unverschaemtheiten vor, da dieser in dem FAZ-Artikel fruehere Ergebnisse ihrer Arbeit angezweifelt habe. Mehr dazu in den Berichten unten.


Weitere Informationen

Der Koerper wird sein eigenes Ersatzteillager Von Silvia von der Weiden Sie klingen wie moderne Zauberformeln: "Oct4 plus Klf4" oder "Oct4 plus c-Myc". Die Kuerzel stehen fuer menschliche Erbanlagen, und die Formeln bergen vielleicht die Loesung fuer einen lange gehegten Traum der Mediziner. In Dresden diskutieren Mediziner dieser Tage die therapeutischen Perspektiven mit Stammzellen.
WELT Online 07.07.08
http://www.welt.de/wissenschaft/medizin/article218 7021/Der_Koerper_wird_seine_eigenes_Ersatzteillage r.html

Unter der Guertellinie
Streit um Stammzellforschung
Ein Vortrag, ein Zeitungsartikel und heftige Kritik: Goettinger Wissenschaftler werfen einem Kollegen aus Muenster Unverschaemtheiten vor. Aber wurde der vielleicht falsch zitiert?
Von Christina Berndt
SUEDDEUTSCHE.DE 11.07.08
http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/867/1852 86/

Steckt im Mann die Mutter aller Stammzellen?
Von Joachim Mueller-Jung
Die Stammzellforschung steht vor der naechsten bahnbrechenden Entdeckung.
FAZ.NET 09.07.08
http://www.faz.net/s/Rub268AB64801534CF288DF93BB89 F2D797/Doc~EE84E9AC5805647CEADF906AB28AF01C1~ATpl~ Ecommon~Scontent.html

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