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15.09.2007

Richtungsweisend: Bundesforschungsministerin Schavan setzt neuen Foerderschwerpunkt auf adulte Stammzellenforschung

Berlin (ALfA). Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) hat eine neue Initiative zur "Foerderung von Forschungsprojekten zur Gewinnung pluri- bzw. multipotenter Stammzellen" gestartet. Der Foerderschwerpunkt ist in einer ersten Foerderphase mit fuenf Millionen Euro fuer drei Jahre dotiert. Darueber hinaus seien weitere Antragstermine vorgesehen, fuer die finanzielle Vorsorge getroffen ist, heisst es in einer Pressemitteilung des Bundesministeriums fuer Bildung und Forschung vom 10. September.

"Die Staerken der Stammzellforschung in Deutschland liegen sowohl in der angewandten Forschung als auch in der Grundlagenforschung an adulten Stammzellen. Wir wollen die gute Position der Stammzellforschung und der Regenerativen Medizin im Rahmen der geltenden rechtlichen Regelungen in Deutschland zum Embryonenschutz und zur Stammzellforschung weiter ausbauen und zukunftsfaehig machen", erklaerte Schavan. "Dazu werden Forschungsarbeiten staerker unterstuetzt, die das Ziel verfolgen, pluripotente embryonale Stammzellen zu ersetzen durch pluripotente oder multipotente Stammzellen, die mit alternativen Verfahren generiert wurden und aus nicht-embryonalen Quellen stammen. Das sind Stammzellen, die verschiedene Zelltypen ausbilden koennen, sich selbst aber nicht in einen lebensfaehigen Organismus entwickeln koennen", erlaeuterte die Ministerin.

In dem neuen Foerderschwerpunkt sollten verschiedene Versuchsansaetze gefoerdert werden. Zum einen die Isolierung von natuerlich vorkommenden menschlichen multi- / pluripotenten Zellen und die Charakterisierung ihres Differenzierungspotenzials. Des weiteren die Erweiterung des Potenzials adulter menschlicher Zellen und drittens die Entwicklung sonstiger Verfahren zur Herstellung pluripotenter Stammzellen, insbesondere durch Verfahren der Reprogrammierung wie Zellfusion und Kerntransfer. Hier gehe es zunaechst um Methodenentwicklung in Tiermodellen.

Stammzellforschung zeige fuer die Zukunft ein Potenzial zur Behandlung von bisher unheilbaren Krankheiten auf. "Insbesondere beinhalten die neuen Konzepte der Regenerativen Medizin die Perspektive einer Beseitigung der Krankheitsursachen und damit eine echte Heilung - im Gegensatz zu bisherigen Therapien, die oft nur Krankheitssymptome lindern. Der neue Foerderschwerpunkt ist wissenschaftlich ambitioniert. Er ist medizinisch von grosser perspektivischer Bedeutung, insbesondere wenn fuer die individuelle Therapie eines bestimmten Patienten genetisch passende Zelllinien gewonnen werden sollen. er entspricht ethischen Grundpositionen, die unser Land auch international vertritt", betonte Schavan.

Mit Bekanntgabe des Forschungsfoerderungsschwerpunktes auf adulten Stammzellen setzt die Ministerin wichtige Akzente in der laufenden Debatte um eine moegliche Verschiebung oder gar Streichung der bestehenden Stichtagsregelung. Die Stichtagsregelung im Stammzellengesetz besagt, dass nur embryonale Stammzellen importiert werden duerfen, die vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden. Zahlreichen Medienberichten zufolge will Schavan an der Stichtagsregelung festhalten. Die Substanz des 2002 in Kraft getretenen Gesetzes solle auch nach den in den kommenden Wochen beginnenden Parlamentsberatungen ueber eine Neuregelung erhalten bleiben, so die Ministerin. Schavan habe sich jedoch nicht ausdruecklich dazu geaeussert, wie sie bei einer Abstimmung im Parlament ueber eine moegliche Stichtagsverschiebung entscheiden wuerde. Sie habe eine Position, mit der sie das Parlament aber nicht vorherbestimmen wolle, denn diese Abstimmung sei eine Gewissensentscheidung.

Reaktionen auf den neuen Foerderungsschwerpunkt

Von Abgeordneten des Bundestages wurde der neue Foerderungsschwerpunkt in der Stammzellforschung durchaus begruesst. Die technologiepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Ulrike Flach, MdB, monierte jedoch, dies sei ein "deutscher Sonderweg", der leicht in die Isolation fuehren koenne. Sie forderte, "das Stammzellgesetz energisch anzupacken, Stichtag und Strafbarkeit fuer deutsche Forscher abzuschaffen und in internationaler Kooperation die deutschen Staerken besser einzubringen." Auch Petra Sitte, forschungs- und technologiepolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, forderte eine Aenderung der Stichtagsregelung. Sie betonte, die Forschungen an verschiedenen Stammzellentypen duerften nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Auch Rene Roespel, MdB, SPD begruesste den Schavan-Vorstoss in einer Presseaussendung vom 10. September. In einem Beitrag fuer die Frankfurter Rundschau vom 11. September hielt er jedoch an einer "behutsamen Aenderung" des Stammzellengesetzes durch eine Verschiebung des Stichtages, etwa auf Mai 2007, fuer den Import embryonaler Stammzellen fest. Er will dazu demnaechst einen entsprechenden Gesetzentwurf einbringen. In seinem Beitrag betonte er aber auch, Medizin und Wissenschaft muessten sich "ehrlicherweise von der Hoffnung verabschieden", dass es in naher Zukunft Heilverfahren mit embryonalen Stammzellen geben koennte. Die zusaetzlichen Stammzelllinien wuerden aber fuer die Grundlagenforschung gebraucht. Fuer die Fraktion Buendnis 90 / Die Gruenen erklaerte die forschungspolitische Sprecherin Priska Hinz, MdB, mit den berechtigten Hoffnungen strafe Ministerin Schavan diejenigen Luegen, die wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft vor einigen Monaten noch meinten, die Erwartungen an die adulte Stammzellforschung haetten sich nicht erfuellt.


Weitere Informationen:

Bekanntmachung des Bundesministeriums fuer Bildung und Forschung (BMBF) von Richtlinien zur Foerderung von Forschungsprojekten zur Gewinnung pluri- bzw. multipotenter Stammzellen vom 11.09.2007.
http://www.bmbf.de/foerderungen/10757.php

Forschung zu Stammzellen
Informationen des Bundesministeriums fuer Bildung und Forschung (BMBF)
http://www.bmbf.de/de/10781.php

Stammzellgesetz behutsam aendern
Der SPD-Politiker René Roespel warnt vor einer neuen Grundsatzdebatte ueber die Forschung an embryonalen Stammzellen - und plaediert fuer eine sanfte Lockerung der Vorschriften.
Von René Roespel
FRANKFURTER RUNDSCHAU 11.09.07
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/dok umentation/?sid=69c301246758ec5c82bddbf9f9797491&e m_cnt=1207555

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