Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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19.05.2007

Europarat bereitet Legalisierung der Abtreibung vor

ALfA bei Anhoerung des Gleichstellungsausschusses

Koeln/Bruessel (ALfA). Am 27. Februar fand in Paris eine Anhoerung des "Ausschusses fuer die Gleichstellung von Frauen und Maennern" des Europarates zum Thema Abtreibung statt, deren Protokoll jetzt vorliegt. Der Europarat umfasst 47 Staaten und hat institutionell nichts mit der Europaeischen Union zu tun. Experten aus ganz Europa waren zum Thema "Abtreibung und ihre Wirkung auf Frauen und Maedchen in Europa" eingeladen. Hierueber berichtete die Aktion Lebensrecht fuer Alle (ALfA) ausfuehrlich in einer Pressemitteilung vom 18. Mai 2007. Nachdem es zu diesem Thema bislang nahezu keine Medienberichte gab, dokumentieren wir den Bericht der ALfA zur Anhoerung hier in nahezu voller Laenge.

Zu Beginn der Anhoerung gab die Berichterstatterin, Gisela Wurm, SPOE, ueberraschend bekannt, dass der Ausschuss den Titel geaendert habe: "Zugang zu sicherer und legaler Abtreibung in Europa". Hierdurch werde deutlicher, so Wurm, dass Abtreibung sicher und legal sein solle. Ein Entschliessungsantrag fuer die Parlamentarische Versammlung, die im Juni wieder tagt, wird vorbereitet. Das Ungleichgewicht der Referenten - sechs Abtreibungsbefuerworter, eine Abtreibungsgegnerin - war sehr deutlich und machte die Expertenanhoerung zu einer Propagandaveranstaltung fuer Abtreibung. Dazu wurden in dem am 11. Mai verabschiedeten Protokoll alle Angaben zum Post-Abortion-Syndrom (PAS), die von der ALfA vorgetragen wurden, verfaelschend mit dem Passus "verschiedene Studien, die den Effekt von Fehlgeburten oder Abtreibungen auf Frauen zum Thema hatten, wurden vorgetragen" zusammengefasst.

Es folgen einige wesentliche Stichpunkte der Expertenanhoerung:

Vicky Claeys, Regionaldirektorin der International Planned Parenthood Federation, Bruessel, zeigte auf, dass die Abtreibungsrate in der Europaeischen Union gleichbleibt, allerdings mit steigender Abtreibungsrate bei juengeren Frauen und abnehmender Abtreibungsrate in Zentral- und Osteuropa. Claeys bemaengelte vor allem die unterschiedlichen Zugangsmoeglichkeiten (access) zu Abtreibung in den Laendern Europas sowie den Informationsmangel und die Beratung (care) von abtreibungswilligen Frauen.

Christian Fiala, Praesident der Internationalen Vereinigung von AbtreibungsAerzten, stellte fest, dass illegale Abtreibung zum Tod der betroffenen Frauen fuehren koenne. Die Legalisierung der Abtreibung sei daher notwendig, um die Gesundheit und das Leben der Frauen zu schuetzen. Als Beispiellaender fuer ein Absenken der muetterlichen Sterblichkeit im Zusammenhang mit Liberalisierung der Abtreibung fuehrte Fiala England und Rumaenien an. Fuer die Beratungspflicht vor einer Abtreibung, wie sie unter anderem in Belgien, Deutschland und den Niederlanden vorgesehen ist, sah Fiala keine medizinische Notwendigkeit.

Anne Quesney, Direktorin von "Abortion Rights", Grossbritannien, betonte vor allem das Recht der Frau auf eine freie Wahl. Sie begruendete dies mit dem Frauenrecht auf Leben, auf Gesundheit, auf Nicht-Diskriminierung und reproduktive Eigenverantwortung. Quesney plaedierte fuer generalisierte sexuelle Erziehung und einfachen Zugang zu effektiven Verhuetungsmitteln, um die Anzahl an ungewollten Schwangerschaften zu reduzieren.

Claudia Kaminski, Vorsitzende der Aktion Lebensrecht fuer Alle, verwies auf das Lebensrecht des ungeborenen Kindes und die fuer das Leben von Frau und Kind weitaus sinnvolleren Alternativen zu Abtreibung. Sie forderte auch die Anerkennung des ungeborenen Kindes als Mensch in der Europaeischen Menschenrechtskonvention.

Keinerlei Niederschlag im Protokoll des Gleichstellungsausschusses fand die Stellungnahme der ALfA zum Post-Abortion-Syndrom. Dabei zitierte Kaminski eine Vielzahl aktueller internationaler Studien, u.a aus Deutschland, den USA und Neuseeland, die beeindruckend nachweisen, dass PAS ein sehr reales Problem fuer eine grosse Zahl von Frauen auch noch lange nach einer Abtreibung ist. Fast jede zweite Frau nach einer Abtreibung ist betroffen. Auch das alte Argument, die psychischen Probleme wuerden den Betroffenen lediglich von der Gesellschaft eingeredet, ist laengst durch Studien widerlegt. Eine aktuelle Studie aus Neuseeland beschreibt einen engen "Konnex zwischen Depressionen, Angstzustaenden, Suizidgefaehrdung, Suchtverhalten und einer Abtreibung". Kaminski bezeichnete es als Skandal, dass das PAS kaum untersucht und evaluiert werde. Sie forderte deswegen eine Kosten-Nutzen-Rechnung angesichts der Spaetfolgen von Abtreibungen bei Frauen.

Hanna-Sophie Greve, ehemalige Richterin am Europaeischen Gerichtshof fuer Menschenrechte, berichtete ueber die Faelle im Zusammenhang mit Abtreibung, die den Gerichtshof in den letzten Jahren beschaeftigt haben. Auch zeigte sie die Grenzen der Gesetzgebung auf, da Abtreibung ethische, religioese und moralische Aspekte habe.

Katharina Lindahl, Generalsekretaerin der "RFSU" (Schwedische Gesellschaft fuer Sexualerziehung), fuehrte Aktivitaeten an, die ungewollte Schwangerschaften verhindern koennen wie beispielsweise: sexuelle Erziehung, das Recht auf individuelle Beratung zu Verhuetung, den Zugang zu Notfallkontrazeption oder nicht-stigmatisierende Information ueber Abtreibung.

Neil Datta, Inter-European Parliamentary Forum on Population and Development (IEPFPD), stellte vor allem Zahlen der WHO im Zusammenhang mit Abtreibung vor. Fuer seinen Schwerpunkt, Osteuropa, stellte er fest, dass ein erschwerter Zugang zu Verhuetungsmitteln zu mehr ungewollten Schwangerschaften und damit zu mehr Abtreibungen fuehre. Datta empfahl ein Budget fuer reproduktive Gesundheit in den allgemeinen Gesundheitshaushalten.


Weitere Informationen

Einen groesseren Auszug der Stellungnahme der ALfA zum Post-Abortion-Syndrom - incl. der Auflistung aller zitierten Studien und einer Zusammenfassung ihrer Aussagen - finden Sie in der Pressmitteilung der ALfA vom 18. Mai.
http://www.alfa-ev.de/presse-publikationen/pressem itteilungen/mitteilungen-anzeige/article/18-mai-20 07/

Das Protokoll der Ausschussanhoerung sowie den vollstaendigen Text des Statements der ALfA koennen Sie gerne per Email erhalten. Anfragen dazu an Dr. Claudia Kaminski, E-Mail: drckaminski(at)aol.com.

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