Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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10.05.2007

BVL warnt Parteien vor Änderung des Stammzellgesetzes

Expertensymposium zu Stammzellen in Berlin am 24. Mai

"Die geltende Stichtagsregelung ist der ethische Kern des Stammzellgesetzes. Wer sie abschafft oder verschiebt, aktualisiert nicht einfach ein Gesetz, sondern beschließt ein ganz anderes", kommentierte die Bundesvorsitzende des Bundesverband Lebensrecht (BVL), Dr. med. Claudia Kaminski, die gestrige Anhörung zur Stammzellforschung im Bundestag. Damit würde der Konsens aufgekündigt, auf den sich die gewählten Volksvertreter im Jahr 2002 verständigt hatten: "Für eine solche Politik gibt es bei den Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik Deutschland keine Mehrheit. Das sollten sich gerade die Abgeordneten der großen Volksparteien mit Blick auf die nächsten Wahlen vor Augen halten."

Kaminski erinnerte daran, dass sich noch im Januar 56,3 Prozent der Bundesbürger in einer TNS-infratest Umfrage für eine Konzentration der Forschung auf adulte Stammzellen ausgesprochen hatten. Bei Frauen sei die embryonale Stammzellforschung sogar bei 63,7 Prozent der Befragten auf strikte Ablehnung gestoßen. "Das heißt, dass schon das jetzige Stammzellgesetz, das die Grundlagenforschung mit embryonalen Stammzellen unter Auflagen erlaubt, keinen Rückhalt bei der Mehrheit der Bundesbürger besitzt. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Deutschen binnen vier Monaten mehrheitlich zu anderen ethischen Überzeugungen gelangt sind", sagte Kaminski. Die repräsentative Umfrage war von dem Meinungsforschungsinstitut TNS-Infratest Anfang des Jahres im Auftrag des BVL durchgeführt worden.

"Ehrlich und transparent wäre es, klarzustellen, dass es bei der embryonalen Stammzellforschung nicht um wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, sondern vorrangig um Geld geht", so Kaminski.

Da die Forschung mit den ethisch unproblematischen adulten Stammzellen ­ Deutschland ist hier wohl weltweit die Nummer 1 ­ seit Jahrzehnten etabliert sei, seien die claims dort bereits weit gehend abgesteckt. Bei der vergleichsweise jungen Forschung mit embryonalen Stammzellen ­ die trotz eines internationalen Booms auch in den Ländern, in denen Embryonen zu Forschungszwecken massenhaft vernichtet werden, bislang keinen einzigen Heilungserfolg aufzuweisen hat ­ sei das noch nicht der Fall. "Embryonale Stammzellen sind bei den Forschern nicht deshalb so beliebt, weil sie für Therapien geeigneter wären als adulte Stammzellen, die bereits erfolgreich zur Heilung eingesetzt werden, sondern weil der Markt übersichtlicher und die Konkurrenz kleiner ist. Damit wächst die Chance, im Falle einer echten Sensation, das große Geld zu verdienen", so Kaminski.

Die BVL-Vorsitzende kündigte an, dass der BVL am Donnerstag, den 24. Mai in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin ein mit hochkarätigen Experten besetztes Symposium zur Stammzellforschung ausrichten werde. Die Veranstaltung mit dem Titel "Stammzellen in Forschung und Therapie: Wie erfolgreich sind sie wirklich?" beginnt um 12.00 und endet um 15.00 Uhr.

Den Auftakt wird der Molekularpatholologe Prof. Dr. Lukas Kenner von der Universität Wien machen. Unter der Überschrift "Embryonale und adulte Stammzellen, Erwartungen und Probleme in Grundlagenforschung, klinische Studien und Therapie" wird Kenner über den Stand der Forschung mit embryonalen und adulten Stammzellen referieren. Die ethischen Fragen, die durch beabsichtigte Therapien mit embryonalen Stammzellen aufgeworfen werden, wird Prof. Dr. Axel W. Bauer, Medizinethiker an der Universität Heidelberg behandeln. Einblick in die ökonomischen Fragen neuer Therapien mit embryonalen Stammzellen liefert Dr. Christoph Then, Patentrechtsexperte der Umweltschutzorganisation "Greenpeace", der sich kritisch mit dem Thema "Streitfall: Stammzellen und Patente" auseinandersetzen wird.

Mit zwei ausgewiesenen Praktikern geht das Symposium in die Schlussrunde. Zunächst wird Prof. Dr. Bodo-Eckehard Strauer, Direktor der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie von der Universität Düsseldorf über "das therapeutische Potential adulter Stammzellen am Beispiel von Herz- und Gefäßerkrankungen" berichten. Das Spektrum der von Strasser geleiteten Klinik, die auf den traditionellen Gebieten angeborene und erworbene Herzklappenfehler, koronare Herzkrankheit, Kardiomyopathie und Herzrhythmusstörungen wichtige Erfolge verzeichnen konnte, wurde in den letzten Jahren durch neue klinische Schwerpunkte wie die regenerative Stammzelltherapie erweitert.

Im Anschluss daran referiert Prof. Dr. Colin McGuckin von der University of Newcastle upon Tyne über Stammzellen aus dem Nabelschnurblut, die ein ähnliches Potential besitzen, wie die embryonalen Stammzellen. McGuckins Forschungsgruppe ist weltweit die erste, die eine Strategie entwickelt hat, um Stammzellen aus dem Nabelschnurblut zu gewinnen und für den therapeutischen Einsatz nutzbar zu machen.

Nach jedem Referat besteht Gelegenheit zur Diskussion. Für das leibliche Wohl der Teilnehmer und Referenten sorgt ein Imbiss.

"Wir erwarten, dass das Symposium deutlich macht, dass die Forschung mit embryonalen Stammzellen, für deren Gewinnung menschliche Embryonen getötet werden müssen, nicht nur ethisch verfehlt ist, sondern auch wissenschaftlich und forschungspolitisch wenig sinnvoll ist. Die für die Medizin interessanten Stammzellen sind die ethisch unproblematischen adulten Stammzellen. Daher gibt es, selbst wenn man die Ethik außen vorließe, keinen Grund, das Stammzellgesetz zu liberalisieren", erklärte Kaminski.

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