Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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27.03.2006

Sie nennen die Kinder „Schwangerschaftsgewebe”

von MECHTHILD LÖHR

30 Jahre nach Einführung der Indikationenregelung hat Deutschland ein großes demographisches Problem. Es gibt zu wenig Kinder.

Nicht nur die Christdemokraten für das Leben (CDL) erinnern jetzt an den weit reichenden Beschluß des Deutschen Bundestages vom 12. Februar 1976. Die Novellierung des Paragraphen 218 Strafgesetzbuch beinhaltete die Einführung der Straffreiheit bei Abtreibungen innerhalb der ersten zwölf Wochen bei sozialer und kriminologischer Indikation, bis zur 22. Woche bei der eugenischen Indikation und ohne Einschränkung bei einer eng gefassten medizinischen Indikation.

Selbsternannte Frauenrechtlerinnen kämpften mit dem Slogan ‚Mein Bauch gehört mir' für die Entscheidungsfreiheit der Frau, ihr Kind abtreiben zu lassen. Dies hat das Rechts- und Unrechtsbewußtsein in Deutschland nachhaltig verändert und den Wert eines ungeborenen Kindes zur Disposition gestellt. Die Folgen sind über 4,2 Millionen Kinder, die in Deutschland seither – wie das Statistische Bundesamt festhält – ihr Leben durch Abtreibung verloren haben. Seriöse wissenschaftliche Schätzungen gehen sogar von bis zu acht Millionen Abtreibungen aus.

Auch ohne ideologische Scheuklappen kann hieran jeder ablesen, wie stark sich durch die Einführung der Straffreiheit beim Paragraphen 218 in unserer Gesellschaft ein fataler Bewußtseinswandel vollzogen hat. Das Leben eines ungeborenen Kindes wird im privaten wie im öffentlichen Raum offensichtlich nicht mehr als prinzipiell zu schützendes Rechtsgut angesehen. Aktuelle Umfragen belegen, dass die Mehrheit der Bevölkerung inzwischen Abtreibung nicht mehr für rechtswidrig hält. Auf internationaler Ebene fordern hartnäckig und zunehmend aggressiv Organisationen wie „International Planned Parenthood Federation”, die Dachorganisation von Pro Familia, sogar den Anspruch auf Abtreibung zum Menschenrecht zu erklären.

Schützte der Staat früher das Leben ungeborener Kinder durch Androhung von Strafe, so finanziert er heute zu 90 Prozent rechtswidrige, aber straffreie Abtreibungen nach einer bescheinigten Schwangerschaftskonfliktberatung.

Wie will die Bundesregierung überzeugend und glaubwürdig für eine kinderfreundliche Zukunft werben und Eltern zu mehr Kindern motivieren, wenn sie zugleich die Tötung der ungeborenen Kinder finanziell aus Steuermitteln in Höhe von über 40 Millionen Euro jährlich fördert?

Über den demographischen Wandel wird zwar inzwischen überall diskutiert, aber kaum ein Politiker, mit Ausnahme jüngst des Bundespräsidenten Köhler, wagt es bisher, einen Zusammenhang zu der allzu selbstverständlich gewordenen hohen Abtreibungszahlen herzustellen. In Deutschland und anderen westlichen Ländern entwickelt sich – mit wenige Ausnahmen – eine „Todesspirale“, so der US-Amerikaner Steyn , d. h. es sterben deutlich mehr Menschen, als geboren werden. Leider bleibt eine offene Diskussion über die Ursachen meist in ökonomischen Motiven stecken. 30 Prozent des Geburtsjahrgangs 1965 sind gänzlich kinderlos und dies wohl auf Dauer ihres Lebens. Materielle Rahmenbedingungen, die wichtig sind, werden derzeitig von fast allen Familienpolitikern herangezogen, um die mangelnde Bereitschaft und Liebe zu Kindern bei jungen Menschen zu erklären. Doch wenn wir als Christen den Menschen nicht primär zum „Homo Oeconomicus“ degradieren wollen, müssen wir ehrlich nach tieferen Gründen fragen.

Unsere westliche, postchristlich geprägte Gesellschaft hat sich über 30 Jahre lang dahin entwickelt, Kinder inzwischen als „Schadensfall“ zu definieren, für den ggf. sogar Schadensersatz gezahlt werden muß. Wenn, wie gerade vom Oberlandesgericht Karlsruhe entschieden wurde (AZ: 13 U 134/04) eine junge Frau von 21 Jahren schwanger wird, obwohl sie ein lang wirkendes Verhütungsmittel eingesetzt hat, muss der Frauenarzt ihr und dem (unverheirateten) Vater Unterhalt für das (gesunde) Kind zahlen. Und dies ist kein Einzelfall. Wer die Informationsmaterialien von Pro Familia z.B. liest, kann feststellen, dass Embryonen dort zu „Schwangerschaftsgewebe“, das entfernt werden kann, mutiert. Überhaupt scheinen die großen Aufklärungsbemühungen im öffentlich finanzierten Raum oder auch in den Familien meist nur ein einziges wesentliches Ziel zu verfolgen: erfolgreich Kinder zu verhüten, ihre hohen Kosten und Belastungen herauszustellen und, falls das nicht genügt, wenigstens optimale, staatlich vollfinanzierte Bedingungen für eine schnelle, „problemlose“ Abtreibung zu schaffen.

Die dramatisch hohen Abtreibungszahlen in Deutschland belegen den durchschlagenden Erfolg dieser sexualpädagogisch verfehlten Erziehung gegen das Kind. „Weltmeister“ besonderer Art sind wir gerade mit der weltweit höchsten Zahl kinderlos lebender Paare geworden. Rund 690.000 Geburten und (statistisch erfasst) rund 130.000 Abtreibungen in 2005, dazu kommen noch zusätzliche rd. 100.000 die nicht oder falsch erfasst werden. Auch wenn die Sorge um die demographische Entwicklung inzwischen Politik und Gesellschaft deutlicher erfasst haben, haben sich viele leider daran gewöhnt, dass Abtreibung eine durchaus übliche „Methode“ der Familienplanung geworden ist. Falsch verstandene Emanzipation, die übersieht, dass bei einer Abtreibung oft die Frau das zweite Opfer bleibt, mit negativen physischen und psychischen Folgen belastet, über die ebenfalls gerade in unserem Land gerne geschwiegen wird, obwohl jede/r Gynäkologe/in und jede/r Psychologe/in davon berichten könnte.

Wer im Ungeborenen den Menschen nicht erkennt, der den gleichen Wert wie wir selbst verkörpert und dessen Lebensrecht durch nichts und niemanden zur Disposition gestellt werden darf, der wird auch sprachlos und stumm bleiben, wenn dieses junge Leben willkürlich, oft aus materiellen Motiven und Ängsten heraus, getötet wird. Oft aber haben gerade junge Menschen heute gar keine wirkliche Chance gehabt, durch verantwortungsbewusste Pädagogen, Eltern oder gar Medien, tatsächlich zu erfahren, wie kostbar und wertvoll jedes menschliche Leben eigentlich ist. Daran sollten wir durch ehrliche und neue Aufklärung angesichts eine nunmehr 30jährigen Negativentwicklung endlich etwas ändern.


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