Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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30.07.2012

Misstrauen gegen das eigene Kind

Dr. Detlev Katzwinkel über die Folgen zunehmender „systematischer Untersuchungen“ Ungeborener für „werdende Eltern“ und „noch nicht Eltern“

In unserer Gesellschaft ist das Verhältnis zum eigenen Kind gestört, das belegen allein schon die seit 67 Jahren niedrigsten Geburtenquoten. Politiker und Soziologen sinnieren darüber, mit welchen Mitteln bzw. Maßnahmen dem entgegen zu steuern wäre, und wo die Ursachen liegen könnten. In der täglichen Praxis derer, die mit Eltern und zukünftigen Müttern arbeiten, sind dagegen viele ursächliche Zusammenhänge längst offensichtlich.

Das eigene Kind gefährdet in Deutschland die qualifizierte Ausbildung, den beruflichen Werdegang, die Karriereschritte, letztlich den gesellschaftlichen und finanziellen Erfolg einer Familie. Und dessen noch nicht genug, wäre das eine Kind, für das man sich entscheidet dann gegebenenfalls nicht „normal“ ( besser ja noch „hochbegabt“) sonder „ab-normal“, dann droht der Familie wegen eines „gehandicapten Kindes“ unter Umständen Ausgrenzung, Überbelastung durch Versorgungsaufgaben, sowie finanzielle Überbeanspruchung.

Junge Menschen unserer Gesellschaft sind nicht dumm, sie sind nicht auf den Kopf gefallen, sie haben verstanden. Wagst du ein Kind, dann sieh zu, dass du dich auf niemanden verlassen musst, sonst bist du verlassen. So oder so ähnlich berichten es jedenfalls direkt Betroffene im Gespräch mit Ärzten, Beratern, Therapeuten. Ein behindertes Kind kann man sich nach Meinung vieler in Deutschland heute nicht mehr leisten. Eltern hegen auf Grund dessen mehr und mehr ein unterschwelliges Misstrauen gegen das eigene werdende Kind, signalisiert ihnen doch schon der Arzt bei der Aufklärung: Sie wollen doch gewiss ein gesundes Kind ?! Damit wird auch deutlich, ein nicht gesundes Kind wollen sie und ich doch gewiss eher nicht. Und die Krankenkassen stimmen dem auf indirekte Weise zu, denn fast sämtliche Selektionsleistungen im Rahmen von Frühscreening-Maßnahmen werden kostenmäßig übernommen, wohl wissend, mehr als 90 Prozent der betroffenen werdenden Eltern entscheiden sich gegen dieses „andere Kind“, das die Kassen teuer zu stehen käme (Beispiel Trisomie 21).

Die Industrie hat ebenfalls verstanden, wo eine große Anzahl von Menschen mit Angst in die Zukunft blickt, lässt sich trefflich Geld verdienen. Weg von den Srceeningmaßnahmen per Ultraschall, diese sind zeitaufwendig, sie greifen spät, ihre Aussage ist nicht immer verlässlich. Hin zu biologischen bzw. gendifferenzierenden Untersuchungsmethoden, die können erstens früher, zweitens für eine breitere Zielgruppe, und vor allem gewinnbringender eingesetzt werden. Das Geschäft mit der Angst kennt keine Grenzen, das Lebensrecht des werdenden Kindes hat bis zu diesem Zeitpunkt keinen nennenswerten Stellenwert mehr in der Diskussion gefunden.

Wo sind in unserem Land die Entscheidungsträger, Wissenschaftler, Politiker, Ärzte, Berater, die noch eine vitale, funktionierende Sensibilität für den Wert des Lebens, für den Wert eines Kindes, für den Wert des Menschen haben, und unerschrocken mit ihrer ganzen Person eintreten gegen die klammheimlich fortschreitende Selektion des Ungeliebten, des Andersartigen, des „nicht normalen“?

Jedes Leben ist lebenswert. Keine Selektion lebender Ungeborener ohne Rechtsbruch!


Dr. Detlev Katzwinkel
Chefarzt der gynäkologischen und geburtshilflichen Abteilung am
St. Martinus-Krankenhaus Langenfeld

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