Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

Nächste Meldung · Vorige Meldung · Zur Übersicht

10.04.2008

Stammzellgesetz: Katholische Bischöfe kontra EKD-Ratsvorsitzenden

Fürst wirft Huber Eintreten für abgestuften Schutz menschlichen Lebens vor

P a s s a u (idea) – Im Zusammenhang mit der bevorstehenden Entscheidung des Bundestags über das Stammzellgesetz haben katholische Kirchenführer scharfe Kritik am EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber (Berlin), geübt. Das Parlament will am 11. April festlegen, wie es mit der Forschung an Embryonen – Menschen im frühesten Stadium – weitergeht. Derzeit dürfen nur Embryonen nach Deutschland importiert werden, die vor dem 1. Januar 2002 im Ausland hergestellt wurden. Diese Stichtagsregelung soll verhindern, dass Embryonen zu Forschungszwecken produziert und getötet werden. Einige Bundespolitiker wollen den Stichtag aufheben, andere wollen ihn auf den 1. Mai 2007 verschieben. Zwei weitere Anträge fordern den Erhalt bzw. ein völliges Importverbot embryonaler Stammzellen. Wissenschaftler erhoffen sich von der Stammzellforschung neue Möglichkeiten zur Heilung schwerer Krankheiten. Therapien mit embryonalen Stammzellen gibt es bislang jedoch nicht. Der EKD-Ratsvorsitzende tritt für eine einmalige Verschiebung des Stichtags ein. Das kritisiert unter anderen der Leiter der Kommission für Bioethik der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart). Huber akzeptiere einen abgestuften Schutz menschlichen Lebens, sagte er der Zeitung „Passauer Neue Presse“. Für Huber hätten Embryonen im Reagenzglas offensichtlich einen niedrigeren Status, so dass sie weniger Schutz als Embryonen im Mutterleib brauchten. „Das kann ich guten Gewissens nicht nachvollziehen“, so Fürst. Der Bischof befürwortet ein Ende der Forschung mit embryonalen Stammzellen.
Belastung für Ökumenischen Kirchentag?
Für den katholischen Ökumene-Bischof Gerhard Ludwig Müller (Regensburg) belastet Hubers Einstellung das gewachsene Vertrauen zwischen den Kirchen. Dies werde sich möglicherweise auch auf den Ökumenischen Kirchentag 2010 in München auswirken. Allerdings könne Huber nicht für alle Protestanten sprechen, da es kein evangelisches Lehramt gebe. Seine Meinung sei auch inner-evangelisch höchst umstritten.
Entfremdung zwischen katholischer Kirche und CDU
Kritik üben Fürst und Müller auch an Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU), die für eine Verschiebung des Stichtags eintritt. Die Politikerin war von 1994 bis 2005 Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK). Laut Fürst hat die Haltung Schavans und einiger anderer CDU-Bundestagsabgeordneter zur Bioethik „eine gewisse Entfremdung“ zwischen CDU und katholischer Kirche herbeigeführt: „In diesen Fragen sind uns die Grünen näher als die CDU.“
CDU-Europaabgeordneter: „Propagandamärchen“
Unterdessen hat der CDU-Europaabgeordnete und Vorsitzende der Arbeitsgruppe Bioethik der christdemokratisch-konservativen EVP-Fraktion, Peter Liese (Brüssel), vor negativen internationalen Konsequenzen einer Änderung des deutschen Stammzellgesetzes gewarnt. Viele Staaten orientierten sich an Deutschland. Im US-Kongress beziehe man sich oft auf die strenge deutsche Regelung, wenn es um Fortpflanzungsmedizin und Embryonenschutz gehe. Liese befürwortet ethisch unbedenkliche Forschungen an adulten (erwachsenen) Stammzellen, wodurch bereits 73 zum Teil lebensbedrohliche Erkrankungen therapierbar wurden. Das Argument, mit embryonalen Stammzellen könne man Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder Krebs heilen, bezeichnete der Mediziner als „Propagandamärchen der Befürworter einer Forschung ohne ethische Grenzen“.

Nächste Meldung · Vorige Meldung · Zur Übersicht


Die Meldungen sind teilweise Pressemitteilungen und Newslettern von Partnerorganisationen entnommen. Das Meldungs-Datum bezeichnet den Tag der Aufnahme auf diese Webseite.