Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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05.03.2008

Umstrittene Thesen: Babymorde als Folge der DDR-Abtreibungspolititik

Magdeburg / Berlin (ALfA). Missverstaendlich wiedergegebene Aeusserungen des Ministerpraesidenten von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Boehmer (CDU), zu den sich haeufenden Babymorden, haben eine Debatte ueber Abtreibungen in Gang gesetzt. Boehmer war in die Kritik geraten, nachdem er in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus am 24. Februar die Kindstoetungen in Ostdeutschland mit der liberalen DDR-Abtreibungspraxis in Zusammenhang gebracht hatte. Der 71-jaehrige Politiker, der selbst jahrzehntelang als Frauenarzt und Geburtshelfer gearbeitet hatte, war mit der Aussage zitiert worden, er erklaere sich die vielen Kindstoetungen in den neuen Bundeslaendern "vor allem mit einer leichtfertigeren Einstellung zu werdendem Leben in den neuen Laendern". Diese Einstellung fuehre er auf die Abtreibungspolitik in der DDR zurueck, wo der Schwangerschaftsabbruch bis zur zwoelften Woche freigegeben war und "die Frauen entschieden, ohne sich auch nur einmal erklaeren zu muessen". Das wirke bis heute nach. Und es komme ihm so vor, "als ob Kindstoetungen von Neugeborenen - die es allerdings immer schon gab - fuer manche ein Mittel der Familienplanung" seien.

Nach heftiger Kritik an seinen Thesen und Ruecktrittsforderungen von allen Seiten quer durch die Parteien, erhielt Boehmer jedoch auch Unterstuetzung von Strafrechtlern und von Kirchenseite. Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, bezeichnete in einer Pressemitteilung vom 25. Februar die Kritik an Ministerpraesident Boehmer als "ueberzogen und masslos". Boehmer kenne aus eigener Erfahrung, wie bedenkenlos nicht selten die Abtreibungsmoeglichkeit genutzt oder empfohlen wurde, um Probleme der Lebensplanung zu loesen. "Beispiele dafuer kennen auch andere, die in der DDR gelebt haben. Liegt es da nicht nahe zu fragen, ob eine solche Einstellung nicht in manchen Koepfen zu einer moralischen Verwilderung beim Umgang mit geborenem menschlichen Leben gefuehrt hat? Oder soll durch diese Reaktionen jede Debatte ueber die ethische Fragwuerdigkeit von Abtreibung im Keim erstickt werden?", gab Meyer zu bedenken.

Am 28. Februar bezog Boehmer im Landtag in Magdeburg oeffentlich Stellung. Darin bedauerte er die Wirkung seiner Aussagen ueber Kindstoetungen und entschuldigte sich dafuer bei den ostdeutschen Frauen. Er sei missverstanden worden, als er die Haeufigkeit von Kindstoetungen in den neuen Laendern "vor allem" auf einen leichtfertigeren Umgang mit werdendem Leben aufgrund der DDR-Abtreibungspolitik zurueckfuehrte. Bereits vor der Anhoerung hatte Boehmer erklaert, das Interview sei verkuerzt wiedergegeben worden, wofuer er jedoch mittlerweile die Verantwortung uebernehme, da seine Mitarbeiter dies so autorisiert hatten. Inzwischen ist das umstrittene Focus-Interview in der Langfassung online abrufbar und die Wogen in der Debatte haben sich etwas geglaettet (siehe unten).

Unterstuetzung erhielt Boehmer auch von der Vorsitzenden der Aktion Lebensrecht fuer Alle e.V. (ALfA), Dr. med. Claudia Kaminski. "Die Abtreibungspraxis hat in der Tat zu einer veraenderten Wertschaetzung des menschlichen Lebens gefuehrt - und zwar in Ost und West", erklaerte sie am 25. Februar in einer Pressemitteilung. "Unsere Beraterinnen erfahren bei ihren Einsaetzen fuer ungewollt Schwangere immer wieder, dass gerade junge Frauen alleingelassen werden, desorientiert sind und von ihrem Umfeld geradewegs zu einem Schwangerschaftsabbruch gedraengt werden. Die Folgen fuer Mutter und Kind sind schrecklich. Viele Frauen leiden ein Leben lang darunter, das eigene Kind zur Toetung freigegeben zu haben", erklaerte Kaminski weiter. Sie erinnerte die Bundesregierung an die im Koalitionsvertrag festgehaltene Vereinbarung, der vom Bundesverfassungsgericht "bezueglich der Gesetze zum Schwangerschaftsabbruch auferlegten Beobachtungs- und eventuellen Nachbesserungspflicht" endlich nachzukommen. Woertlich sagte die ALfA-Vorsitzende: "Frau Merkel, Sie stehen einer Partei vor, die sich christlich nennt. Handeln Sie jetzt - der Einsatz fuer das Leben ist notwendiger denn je. Wenn wir wollen, koennen wir in Deutschland - und zwar in Ost und West - wirklich etwas veraendern. Haben Sie den Mut zu einer echten Wende fuer das Leben!"


Weitere Informationen:

"Ein Mittel der Familienplanung"
Wolfgang Boehmer (CDU), Ministerpraesident von Sachsen-Anhalt und Mediziner, plant mehr Kontrollen, um Kindstoetungen zu vermeiden. Er erklaert das Phaenomen auch mit der Relativierung menschlichen Lebens zu DDR-Zeiten.
FOCUS Online 24.02.08
http://www.focus.de/politik/deutschland/wolfgang-b oehmer_aid_262743.html

Kindstoetungen: Hat Boehmer Recht mit seiner Babymord-These?
Von Nina Mareen Spranz
Nach dem Streit um die Aussagen Wolfgang Boehmers zu den haeufigen Kindstoetungen im Osten ergreifen erste Wissenschaftler Partei fuer den Ministerpraesidenten Sachsen-Anhalts. Zwar ist die Ursachenforschung umstritten doch die Fakten sprechen fuer sich: Kindstoetungen im Osten sind viermal haeufiger. Boehmer fuehlt sich missverstanden.
WELT Online 26.02.08
http://www.welt.de/politik/article1723147/Hat_Boeh mer_Recht_mit_seiner_Babymord-These.html

Boehmers richtiger Gedanke
Zwar sind Abbrueche nach dem Gesetz rechtswidrig. Doch das Rechtsempfinden vieler haelt sie fuer legal.
Von Matthias Gierth
Rheinischer Merkur Nr. 9, 28.02.2008
http://www.merkur.de/2008_09_leiter_02.26598.0.htm l

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