Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

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01.12.2007

Sterbehilfe-Debatte: Weiter Wirbel um Dignitas

Zuerich / Berlin (ALfA). Auch in dieser Woche ging die Debatte um die Schweizer Sterbehilfe-Organisation Dignitas und deren deutschem Ableger Dignitate weiter. In der ARD-Talkshow "Anne Will" zum Thema "Der organisierte Tod: Geschaeft oder Gnadenakt?" am 25. November berichtete die fruehere stellvertretende Geschaeftsfuehrerin von Dignitas Schweiz, Soraya Wernli ueber die dubiosen Praktiken ihres frueheren Arbeitgebers Ludwig A. Minelli. So habe die Organisation keineswegs nur unheilbar kranken Patienten, sondern auch psychisch Kranken beim Freitod geholfen, erklaerte sie. Zudem habe Dignitas zweimal sogar aktive Sterbehilfe geleistet, in beiden Faellen ermittle jetzt die Staatsanwaltschaft in Zuerich. Minelli wies alle Anschuldigungen zurueck, wurde jedoch offenkundig der Luegen ueberfuehrt. Mehr dazu unten in einem Welt-Artikel vom 26. bzw. 27. November.

In einem Interview mit dem Deutschlandradio am 30. November hat der Dignitate-Vize-Chef und Berliner Arzt Uwe-Christian Arnold noch einmal ausfuehrlich die Plaene fuer einen Praezedenzfall zum aerztlich assisterten Suizid in Deutschland erlaeutert (siehe ALfA-Newsletter 40/07 vom 27.10.2007). Ziel sei es, die derzeitige deutsche Rechtslage gerichtlich ueberpruefen zu lassen. Im Interview offenbarte Arnold sein Verstaendnis vom Arztberuf. Gefragt, wie ein Mediziner es mit dem eigenen Auftrag und Gewissen vereinbaren kann, einem Menschen dabei zu helfen, sich zu toeten antwortete er: "Wissen Sie, Mediziner sind ja nicht alle gleich, sie machen ja unterschiedliche Dinge. Wenn Sie sehen, ein Frauenarzt, der Schwangerschaftsabbrueche macht, der bewegt sich auf einem ganz anderen Parkett als der Hausarzt, der Grippe behandelt. Und das Gleiche ist auch am Lebensende. Ich denke einfach, dass es Aerzte geben muss, die am Lebensende helfen. Wie sie helfen, das ist eine andere Sache. So, wie es am Anfang des Lebens einen Geburtshelfer gibt, muss es auch einen Sterbehelfer geben." Zur Ethik in seinem Verstaendnis seines Berufes berief sich Arnold auf das Genfer WeltAerztegeloebnis und die darin u.a. enthaltene Verpflichtung, seine Taetigkeit im Sinne der Menschlichkeit auszufuehren. "Und ich denke, Menschen beim Sterben zu helfen und auch zum Sterben zu helfen, ist durchaus eine menschliche Taetigkeit", so der Dignitate-Stellvertreter. Das ausfuehrliche Interview finden Sie unten.

Am 28. November hat sich der Schweizer Bundesrat vor dem Hintergrund der Debatte ueber Dignitas und deren Suizidbegleitung Sterbewilliger aus dem Ausland weiterhin gegen eine Bundesaufsicht ueber Sterbehilfe und Sterbetourismus ausgesprochen. Zur Begruendung fuer die Ablehnung eines vorangegangenen Vorstosses hiess es in der schriftlichen Erklaerung, nach Meinung des Bundesrates koennen die von einer Aufsichtsgesetzgebung zu verfolgenden Ziele, naemlich die Verhinderung und Aufdeckung von Missbraeuchen, bereits durch die konsequente Nutzung der bestehenden gesetzlichen Kontroll- und Interventionsmoeglichkeiten erreicht werden. Der Bundesrat rate zudem auch deshalb von einer Bewilligungs- und Aufsichtsregelung ab, weil den Suizidhilfeorganisationen dadurch eine Art staatliches Guetesiegel ausgestellt wuerde, was die Praxis der Suizidhilfe und damit auch den Sterbetourismus erst recht foerdern wuerde.


Weitere Informationen:

Late night: Anne Will: Als der Sterbehelfer der Luege ueberfuehrt wurde Von Antje Hildebrandt Dignitas-Chef Minelli hatte gestern keinen leichten Stand bei Anne Will. "Geschaeft oder Gnadenakt", hiess das Thema zum Totensonntag. Trotz der knappen Sendezeit gelang es Will, das Thema von allen Seiten zu beleuchten. Am Ende brachte sie den Chef der Schweizer Sterbehilfeorganisation arg in die Bredouille.
DIE WELT 26.11.07
http://www.welt.de/fernsehen/article1400725/Sterbe hilfe_auf_dem_Pruefstand_.html

"Ein Geschaeft mit dem Tod"
Dokumentation
Soraya Wernli, fruehere stellvertretende Geschaeftsfuehrerin der Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas, bei "Anne Will" (ARD) am Sonntag, dem 25. November, ueber die dubiosen Praktiken ihres frueheren Arbeitgebers Ludwig A. Minelli DIE WELT 27.11.07 http://www.welt.de/welt_print/article1403844/Ein_G eschft_mit_dem_Tod.html

"Menschen beim Sterben zu helfen, ist durchaus eine menschliche Taetigkeit"
Dignitate-Vize-Chef Arnold plaediert erneut fuer Sterbehilfe-Praezedenzfall in Deutschland
Moderation: Matthias Hanselmann
DEUTSCHLANDRADIO 30.11.07
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/70458 7/

Sterbehilfe-Vorstoss: Dignitas will deutsche Rechtslage mittels Praezedenzfall klaeren ALfA-Newsletter 40/07 vom 27.10.2007 http://www.alfa-ev.de/aktuelles/archiv-anzeige/art icle/alfa-newsletter-4007-vom-27102007/?tx_ttnews% 5BbackPid%5D=22&cHash=48237e2dba

"Freitodbegleiter wissen nicht, was sie duerfen"
Die Luzerner Freitodbegleiterin Ruth Erni hat sich nach sieben Jahren von Dignitas getrennt. Sie bemaengelt die Qualifikation der Sterbehelfer und Faelle mutmasslich aktiver Sterbehilfe.
Mit Ruth Erni sprach Michael Meier
TAGESANZEIGER.CH 29.11.07
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/schweiz/81856 4.html

Schweizer Bundesamt fuer Justiz
Umfangreiche Informationen zur Sterbehilfe in der Schweiz http://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/themen/gesel lschaft/ref_gesetzgebung/ref_sterbehilfe.html

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