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02.02.2004

Ueberraschung: Was Deutsche ueber Reproduktionsmedizin denken und wissen

Berlin (ALfA). Die ueberwiegende Mehrheit der Deutschen besitzt von den Moeglichkeiten und Grenzen der modernen Reproduktionsmedizin nur unzutreffende Vorstellungen und Kenntnisse. Das geht aus einer der Redaktion vorliegenden Studie hervor, die Medizinpsychologen der Universitaet Leipzig am Donnerstag (29.01.) in Berlin vorgestellt haben.

Fuer die repraesentative Studie befragte das Berliner Markt- und Meinungsforschungsinstitut USUMA im Auftrag der Universitaet Leipzig 2110 Frauen und Maenner im Alter von 18 bis 50 Jahren ueber Wissen und Einstellungen zur Reproduktionsmedizin sowie der in Deutschland verbotenen Praeimplantationsdiagnostik (PID). Die Studie ist Teil des vom Bundesministerium fuer Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) gefoerderten Forschungsverbundes "Einstellungen und Wissen zu kontroversen medizinischen Fragen der Reproduktionsmedizin und Praeimplantationsdiagnostik".

Der Studie zufolge ist der gegenwaertige Bedarf der Deutschen nach Methoden der kuenstlichen Befruchtung ueberaus gering. Entgegen der Darstellung vieler Reproduktionsmediziner, litten ueberhaupt nur ein bzw. zwei Prozent der Deutschen an primaerer (angeborener) bzw. sekundaerer (erworbener) Unfruchtbarkeit. Reproduktionsmediziner gingen dagegen davon aus, dass 15 bis 20 von 100 Paaren bei steigender Tendenz ungewollt kinderlos blieben. Auch hätten nur 1,3 Prozent der Befragten angegeben, bis zum Zeitpunkt der Befragung ein Verfahren der Reproduktionsmedizin in Anspruch genommen zu haben. Von ihnen hatten 56 Prozent eine kuenstliche Befruchtung, 30 Prozent eine Hormonbehandlung und 11 Prozent eine andere Behandlung durchfuehren lassen.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie lautet: Gegenwaertig sind rund 10 Prozent der Deutschen "gewollt kinderlos". Diese Zahl werde noch weiter steigen, da "davon auszugehen ist, dass ein Teil der zum Teil ambivalenten Personen den Kinderwunsch nicht realisiert bzw. ein Teil derjenigen, die ein Kind wollen, die Realisierung zu lange herausschiebt", heisst es weiter. Lediglich 3,2 Prozent der Befragten aeusserten, zum Zeitpunkt der Befragung einen starken bzw. sehr starken Kinderwunsch zu hegen.

Gleichwohl gaben 26,1 Prozent der Frauen und 35,9 Prozent der befragten Maenner an, bei einem nicht auf natuerlichem Wege erfuellbaren Kinderwunsch "alle moeglichen medizinischen Verfahren nutzen" zu wollen. Dagegen sprachen sich 21,5 Prozent der Frauen und 21,9 Prozent der Maenner fuer eine Adoption als Weg zur Erfuellung des Kinderwunsches aus. 26,3 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Maenner gaben an, im Falle der Feststellung von Unfruchtbarkeit die ungewollte Kinderlosigkeit akzeptieren zu wollen. Der Studie zufolge ist die Akzeptanz reproduktionsmedizinischer Verfahren mit 35 Prozent in der Altersgruppe der 18-30jaehrigen hoeher als bei allen anderen Altersgruppen.

Auf die Frage, wie hoch sie die Erfolgsaussichten der kuenstlichen Befruchtung einschaetzten, bezifferten 32 Prozent der Befragten die Erfolgsrate der kuenstlichen Befruchtungen auf bis zu 50 Prozent und 28 Prozent auf bis zu 80 Prozent; 7,6 Prozent gar auf ueber 80 Prozent. Nur 13 Prozent sahen die Erfolgsrate bei bis zu 25 Prozent und 19,4 Prozent bei zehn Prozent. Tatsaechlich liegt die baby-take-home-Rate, die je nach Methode leicht differiert, bei rund 15 Prozent.

Auch ueber die Fruchtbarkeit als solche haben die Deutschen der Studie zufolge nur wenig Ahnung. Nur 3 Prozent der Befragten wussten, dass die Fruchtbarkeit der Frau bereits im Alter von 25 Jahren abzunehmen beginnt. Dagegen nehmen 28 Prozent der Befragten an, dass die Fruchtbarkeit der Frau erst ab einem Alter von 40 Jahren sinkt. 33 Prozent nehmen an, dass dies erst ab 45 Jahren bzw. nach den Wechseljahren der Fall wäre.

Obwohl 50 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass "kinderlose Paare alle Techniken der Fortpflanzungsmedizin nutzen sollten, um leibliche Kinder zu bekommen" und nur 17 Prozent das ablehnen, sind sich immerhin 31 Prozent bewusst, dass die Anwendung neuer Techniken in der Fortpflanzungsmedizin "schwerwiegende moralische Konflikte" verursacht. 42 Prozent stimmen dem teilweise zu. Nur 27 Prozent lehnen eine solche Einschaetzung ab.

Waehrend 83 Prozent das reproduktive Klonen ablehnen (nach dem Klonen zu Forschungszwecken wird in der vom BMBF gefoerderten Studie nicht gefragt), stoesst die Praeimplantationsdiagnostik bei den Befragten auf breite Zustimmung. Bei der in Deutschland bislang verbotenen PID werden kuenstliche Embryonen vor der Uebertragung in den Uterus einem genetischen Check unterzogen. Genetisch auffaellige Embryonen sollen so selektiert werden.

Der Studie zufolge geben 63 Prozent der Befragten an, eine PID durchfuehren zu lassen, um auszuschliessen, dass das Kind im ersten Lebensjahr an einer Krankheit sterben koennte. 49,7 Prozent wuerden die PID auch anwenden, um eine chronische Erkrankung auszuschliessen, bei der das Kind "wahrscheinlich im fruehen Erwachsenenstadium" verstuerbe. 59,2 Prozent wuerden die PID einsetzen, um kein Kind mit Down-Syndrom zu bekommen. 11,7 Prozent wuerden die PID in Anspruch nehmen, um keine Kinder mit "unterdurchschnittlicher Intelligenz" zu bekommen; 9,9 Prozent bei einem "Risiko fuer starkes Uebergewicht und 6,2 Prozent beim "nicht gewuenschten Geschlecht".

Allerdings ist auch das Wissen der Deutschen ueber die PID ueberaus gering. 60 Prozent hatten bis zum Zeitpunkt der Befragung noch nie etwas von der PID gehoert. Dennoch meinte jeder zweite faelschlicherweise, mit der PID koennten "alle Arten von Krankheiten" vorhergesagt werden.

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