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27.01.2010

Studie zu Mitarbeiterbelastung auf Palliativstationen

Wie viel Tod verträgt das Team?

Bonn / Goettingen (ALfA). Dass Palliativmedizin fuer schwerstkranke Menschen eine immens grosse Hilfe auf dem letzten Lebensweg ist, ist mittlerweile auch ausserhalb von Fachkreisen bekannt. Weniger bekannt war dagegen bislang, wie die Mitarbeiter auf Palliativstationen mit der grossen Belastung des dort allgegenwaertigen Todes umgehen. Was sie auffaengt und was besonders stresst, haben Forscher aus Bonn und Goettingen in einer bundesweiten Befragung untersucht. Die Ergebnisse wurden kuerzlich in "Der Schmerz" (2009, 23:600-608) veroeffentlicht, dem offiziellen Organ der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS). Besonders belastend sind demnach laut Pressemitteilung vom 20. Januar zur Studie, ein nicht erfuellter Anspruch der Palliativmedizin und die Beziehung zum Patienten. Naehe, Aehnlichkeiten mit der eigenen Lebenssituation und ein junges Alter des Patienten machen Mitarbeitern auf Palliativstationen besonders zu schaffen. Was hilft, ist allem voran das Team, gefolgt von Humor und dem Privatleben. Die Spezialisten um Birgit Jaspers von der Lehr- und Forschungsstelle Palliativmedizin, Universitaet Bonn, empfehlen daher, die Teamkommunikation zu staerken und die eigenen Ansprueche zu hinterfragen, um sie auf ein realistisches Mass zu bringen.

Fuer die Studie haben 973 Personen von 158 deutschen Palliativstationen den Fragebogen der Forscher beantworteten. Fast 80 Prozent der Befragten waren Frauen, die durchschnittliche Arbeitsdauer auf der Station lag bei sechs Jahren. Besonders diejenigen, die schon lange dabei waren, litten unter nicht erfuellten Anspruechen an die eigene Arbeit. Je ein Fuenftel beklagten mangelnde psychosoziale Betreuung, mangelnde medizinische Betreuung und mangelndes Zeit- und Personalmanagement. Eine grosse Naehe zum Patienten fand fast ein Viertel der Befragten, d.h. 24 Prozent, belastend. Sind Patienten jung, haben junge Kinder oder aehneln sie dem Mitarbeiter/der Mitarbeiterin, steigere das ebenfalls die Belastung, so das Ergebnis der Befragung. Schnell aufeinander folgende Todesfaelle werden als anstrengender empfunden als gleichmaessig mit Abstaenden erfolgende, auch wenn die Gesamtzahl in einer Zeitspanne gleich ist.

Haeufiges Stresssymptom nach Todesfaellen ist laut DGSS Ueberredseligkeit, gefolgt von Reizbarkeit, Rueckzug und Spannung im Team. Besonders gut mit dem Tod umgehen koennen den Forschern zufolge Teams, deren Mitglieder sich austauschen. In Teams, die bei Belastung kaum miteinander kommunizieren, sehen die Mitglieder die Zukunft eher duester und koennen sich nicht vorstellen, die Arbeit auf der Palliativstation noch lange fortzusetzen. Auch sei in solchen Teams die kritische Anzahl von Todesfaellen pro Woche niedriger als im Durchschnitt. Durchschnittlich gaben die Mitarbeiter an, dass ihr Team rund vier bis fuenf Todesfaelle in einer Woche verkraften koenne.


Weitere Informationen:

M. Mueller, D. Pfister, S. Markett, B. Jaspers: Wie viel Tod vertraegt das Team? Eine bundesweite Befragung der Palliativstationen in Deutschland. In: Der Schmerz 2009, 23:600-608
http://www.springerlink.com/content/4224285p657n18 43/?p=92b6a9e049fc4e78b1cd77b2092deac3&pi=5

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