Symbolfoto, © Sebastian Ständecke, www.pixelquelle.de Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen

Nächste Meldung · Vorige Meldung · Zur Übersicht

19.05.2008

Kardinal Meisner: Scharfe Kritik an Abtreibungen und Stammzellentscheidung des Bundestages

Koeln (ALfA). Im "Interview der Woche" im Deutschlandfunk am 11. Mai hat der Koelner Kardinal Joachim Meisner Politik, Medien und Gesellschaft scharf kritisiert den Deutschen vorgeworfen, unter ihren geistigen und geistlichen Moeglichkeiten zu leben. Scharfe Kritik uebte Meisner insbesondere in Bezug auf Abtreibungen. Unter Bezug auf eine vor Jahren veroeffentlichten Erklaerung zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche, mit der Ueberschrift "Gott ist ein Freund des Lebens", in der es um die Heiligung des menschlichen Lebens von der Empfaengnis bis zum Tod ging, sagte der Kardinal: "Ein geistvergessenes Volk, das toetet seine Kinder. Und darum ist ja die Situation heute bei uns so, dass wir nicht nur zu wenige Kinder haben, dass so viele Deutsche auswandern. Es hat noch nie so viele Auswanderungen gegeben wie zurzeit. Und die Einwanderungen sind noch nie so tief gesunken wie gerade zurzeit. Das heisst, ein geistvergessenes Volk ist ein Volk, das das Leben unter sich selbst vernichtet. Und das ist ja, wie gesagt, die Bilanz, vor der wir stehen." Das muesse die Politiker nun endlich zum Aufwachen bringen, so koenne es nicht mehr weitergehen, kritisierte Meisner. Zugleich forderte er einen Kurswechsel in der Familienpolitik. Es sei schlimm, dass die Familie weitgehend unter dem Gesichtspunkt der OEkonomie gesehen werde.

Weiter kritisierte Meisner im Deutschlandfunk-Interview die Haltung der CDU/CSU in der Stammzellen-Debatte und griff indirekt Kanzlerin Merkel und Forschungsministerin Annette Schavan an. Auf die Frage, was eine "C"-Partei machen koenne, die in einer grossen Koalition gebunden ist, erklaerte Meisner: "Wenn zum Beispiel die Parteivorsitzende der "C"-Partei, und die Ministerin in der grossen Koalition, die Regierungsverantwortung fuer dieses Gebiet traegt und ebenfalls sich der "C"-Partei zurechnet, wenn die eindeutig Stellung genommen haetten, waere das Ergebnis wahrscheinlich ganz anders ausgefallen. Und das ist ja das grosse Elend - das muss man hier schon so sagen." Er erwarte von Mitgliedern der "C"-Partei, "dass sie privat und oeffentlich sich muehen, nach dem Evangelium zu leben, sei es gelegen oder ungelegen."

Scharfe Kritik uebte Meisner auch an Journalisten, die seiner Ansicht nach "eine ganz hohe Verantwortung" haetten. "Wer als Journalist, als Meinungsmacher in unserer Gesellschaft arbeitet, wird wie auch ein Bischof fuer jedes Wort, was er gesprochen hat, einmal Rechenschaft ablegen. So wird es auch einem Journalisten gehen - ob er das glaubt oder nicht. Die Stunde, die kommt fuer jeden Einzelnen von uns. Und eine verantwortete journalistische Arbeit ist fuer unsere Gesellschaft hoch notwendig", sagte der Kardinal woertlich.

Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), wies die Kritik des Koelner Kardinals Joachim Meisner an der Union laut einem Bericht des Koelner "Express" zurueck. Politik sei die Kunst des Machbaren, des Moeglichen, so Bosbach. Ihm tue es "sehr leid, dass der Kardinal ueber die C-Parteien ein solches Pauschalurteil faellt". Damit trage Kardinal Meisner dazu bei, die Politikverdrossenheit zu foerdern. Auch er teile in Lebensschutzfragen die Position der Kirche und habe selbst gegen die Verschiebung des Stichtages bei der Forschung an embryonalen Stammzellen gestimmt. Anders als die Kirche muesse die Politik aber Kompromisse machen. "In Lebensschutzfragen muss es daher darum gehen, das Schlimmste zu verhindern - wie z. B. bei den Spaetabtreibungen", betonte Bosbach:


Weitere Informationen:

Kardinal Meisner: Die Deutschen sind ein "geistvergessenes Volk"
Theologe uebt Kritik an der deutschen Familienpolitik
Moderation: Juergen Liminski
Der Koelner Kardinal Meisner hat den Deutschen vorgeworfen, unter ihren geistigen und geistlichen Moeglichkeiten zu leben. Angesichts von Abtreibungen und einer grossen Zahl von Auswanderungen muesse die Politik endlich aufwachen.
DEUTSCHLANDFUNK 11.05.08
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/idw_dlf/783448/

Nächste Meldung · Vorige Meldung · Zur Übersicht


Die Meldungen sind teilweise Pressemitteilungen und Newslettern von Partnerorganisationen entnommen. Das Meldungs-Datum bezeichnet den Tag der Aufnahme auf diese Webseite.